Was Heiligsprechungen zu bedeuten haben

Gleich zwei Päpste der Neuzeit werden morgen für die Weltkirche offiziell verehrungswürdig.

Vor zehntausenden Gläubigen spricht Papst Franziskus den Segen Urbi et Orbi. (Archivfoto)

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Rom. Papst Franziskus spricht am Sonntag mit Johannes XXIII. und Johannes Paul II. zwei seiner Vorgänger heilig.

Selige und Heilige gelten in der katholischen Kirche als Vorbilder des christlichen Lebens. Ihnen werden Wunder zugeschrieben, die sie durch ihre Fürsprache bei Gott bewirkt haben sollen. Eine Ausnahme bilden Märtyrer, die für ihren Glauben gestorben sind, etwa die Apostel Petrus und Paulus. Andere bekannte Heilige sind zum Beispiel Franz von Assisi oder Hildegard von Bingen; Mutter Teresa wird als Selige verehrt.

Wer — in den meisten Fällen erst Jahrzehnte nach seinem Tod — seliggesprochen wird, kann in einer Ortskirche oder in einem Orden verehrt werden. Wenn dann die zweite Stufe erreicht ist, jemand in den „Kanon der Heiligen“ aufgenommen wird, kann ihn die ganze Weltkirche verehren. Bis auf ein in aller Regel erforderliches zweites Wunder gibt es dafür jedoch kein neues Verfahren.

Normalerweise dauert es nach dem Tod eines Kandidaten mindestens fünf Jahre, bis das komplizierte Verfahren für die Seligsprechung eröffnet werden kann. Schon Papst Benedikt XVI. machte den Fall seines polnischen Vorgängers zu einem speziellen und verkürzte diese Frist. Franziskus folgte Benedikt in dem Tempo, so dass bei Johannes Paul II. (1920—2005) — dem Wunderheilungen bei zwei schwerkranken Frauen zugeschrieben werden (siehe Kasten) — zwischen Tod und Heiligsprechung nur neun Jahre liegen.

Weil es Franziskus so will. Denn der amtierende Papst kann allein entscheiden, ob er die Heiligsprechung auch ohne das normalerweise notwendige zweite Wunder anordnet. Franziskus zeigt so vor allem eine besondere Wertschätzung für den „Konzilpapst“ Johannes XXIII. (1881—1963). Doch muss auch in einem solchen Fall allgemein ein Ruf der Heiligkeit und Wundertätigkeit gegeben sein.

Keinesfalls. Heilige Päpste sind in der katholischen Kirche eher die Ausnahme. Dass jetzt gleich zwei Kirchenführer der Neuzeit in diesen Stand erhoben werden, ist auch ein kirchenpolitischer Akt von Papst Franziskus. Der bisher letzte heilige Papst ist Pius X. (1903—1914), der vor sechs Jahrzehnten in das Heiligenregister aufgenommen worden ist. Schwer tut man sich mit Pius XII., dessen Haltung während des Zweiten Weltkrieges umstritten ist. Sein Seligsprechungsverfahren läuft noch.