Weiterer Massenprozess gegen Islamisten in Oberägypten

Minia (dpa) - Einen Tag nach den Todesurteilen gegen 529 Islamisten ist am Dienstag in der oberägyptischen Stadt Minia ein weiteres Massenverfahren gegen Anhänger der Muslimbruderschaft fortgesetzt worden.

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Unter ihnen ist auch das Oberhaupt der Muslimbruderschaft, Mohammed Badie. Die Staatsanwaltschaft wirft den 683 Angeklagten die Teilnahme an tödlichen Unruhen im August 2013 vor.

Ägyptische Medien berichteten von starken Sicherheitsvorkehrungen in der Stadt 240 Kilometer südlich von Kairo. Am Vortag hatte das selbe Gericht unter einer ähnlichen Anklage 529 Anhänger der Muslimbruderschaft zum Tode verurteilt. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig. Sie hatten weltweit scharfe Ablehnung hervorgerufen.

Nach Einschätzung des UN-Kommissariats für Menschenrechte (OHCHR) stellen die Urteile von Minia einen Bruch der Menschenrechte dar. Todesurteile müssten den höchsten Standards eines fairen Prozesses genügen, erklärte der Sprecher des UN-Menschenrechtsbüros am Dienstag in Genf. Die Rechte der Angeklagten seien aber grob missachtet worden, fügte er hinzu.

Todesstrafen seien nicht zu rechtfertigen, erklärte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton am Montagabend in Brüssel. Auch die USA zeigten Unverständnis. „Es widerspricht jeder Logik, dass über 529 Angeklagte innerhalb von zwei Tagen nach internationalem Standard verurteilt werden können“, sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Marie Harf, in Washington.