Welle der Gewalt im Irak: Mehr als 70 Tote

Beirut/Bagdad (dpa) - An vielen Orten im Irak detonieren Autobomben, Zivilisten werden beschossen, die Opfer sind meist schiitische Gläubige. Die Gewalt zwischen den Religionsgruppen eskaliert. Außenminister Westerwelle fordert ein Ende der schwelenden Regierungskrise.

Bei einer Serie von Bombenanschlägen und Schießereien wurden nach Angaben von Sicherheitsbeamten und örtlichen Medien mehr als 70 Menschen getötet. 200 wurden verletzt, berichtete die Nachrichtenagentur „Al Sumaria News“ am Mittwoch. Insgesamt etwa 32 Sprengsätze, darunter mehrere Autobomben, detonierten in der Hauptstadt Bagdad, sowie in Provinzen im Norden und Süden des Landes. Es war der blutigste Tag für Zivilisten im Irak seit April.

Bei den meisten Opfern der soll es sich um schiitische Gläubige und Pilger handeln. Acht der 18 Provinzen im Irak seien von der Gewalt betroffen, hieß es. Fernsehbilder zeigten Verletzte, zerstörte Autos und rußgeschwärzte Gebäude. Zunächst bekannte sich niemand zu den vermutlich koordinierten Anschlägen.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle verurteilte die Anschläge scharf, wie das Auswärtige Amt mitteilte. Westerwelle appellierte deshalb an die politisch Verantwortlichen im Irak, die schwelende Regierungskrise zu beenden und gemeinsam an einer friedlichen und demokratischen Entwicklung zu arbeiten. Auch der Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, verurteilte die Anschläge.

In der Stadt Hilla explodierten laut Medienberichten mehrere Sprengsätze in der Nähe eines Restaurants, in dem sich schiitische Pilger versammelt hatten. Mindestens sechs Menschen starben, mindestens 20 weitere wurden verletzt. Eine zweite Autobombe in Hilla tötete sieben Menschen. In Bagdad riss eine Autobombe in einem überwiegend schiitischen Stadtteil weitere Menschen in den Tod. Die genaue Zahl der Opfer war zunächst nicht bekannt. Drei Menschen starben in einem anderen Stadtteil, als Mörsergranaten einen Prozessionszug schiitischer Pilger trafen. In Mossul im Norden des Landes starben neun Menschen bei mehreren Anschlägen und Schießereien.

Die Eskalation der Gewalt gegen schiitische Gläubige im Irak spiegelt die Spannungen zwischen den Religionsgruppen. Die Schiiten hatten sich versammelt, um den Todestag eines bedeutenden Geistlichen aus dem 8. Jahrhundert zu begehen. Die Schiiten sind die größte Religionsgemeinschaft in dem Land, gefolgt von den sunnitischen Muslimen.