Zusammenstöße zwischen Kopten und Polizei

Kairo/Alexandria (dpa) - In der ägyptischen Hafenstadt Alexandria ist es am Sonntag nach dem verheerenden Bombenanschlag auf eine Kirche zu neuen Zusammenstößen zwischen Kopten und der Polizei gekommen.

Die Polizei setzte Tränengas ein.

Nach Medienberichten verlangten die Demonstranten in Alexandria und Kairo einen besseren Schutz für Christen in Ägypten. Auch in Assiut - knapp 400 Kilometer südlich von Kairo - hätten etwa 2000 Kopten demonstriert, schrieb die Zeitung „The Daily News Egypt“ online. Sicherheitskräfte hätten mehrere Verdächtige festgenommen, berichtete der arabische Nachrichtensender Al Dschasira.

Der Selbstmordattentäter riss in der Neujahrsnacht im ägyptischen Alexandria 21 Gläubige mit in den Tod. 97 Menschen wurden nach offiziellen Angaben verletzt. Der koptische Klerus sagte aus Trauer über den Anschlag die Feierlichkeiten zum Weihnachtsfest am 7. Januar ab.

Die Terrortat wurde weltweit verurteilt - von US-Präsident Barack Obama, der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton, Bundesaußenminister Guido Westerwelle und dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak. Papst Benedikt XVI. forderte beim Neujahrsgottesdienst im Petersdom nachdrücklich Religionsfreiheit überall auf der Welt.

Ohne nähere Erläuterung beschuldigte Ägypten „ausländische Elemente“ als Drahtzieher. Tatsächlich hatte kürzlich eine Gruppe mit Verbindungen zum islamistischen Terrornetz Al-Kaida im Irak den Christen im ganzen Nahen Osten mit Anschlägen gedroht. Die Organisation wirft den Kopten vor, zwei angeblich vom Christentum zum Islam konvertierte Frauen als „Geiseln“ festzuhalten.

Die koptische Kirche widersprach in einer am Sonntag verbreiteten Erklärung dieser Deutung der Tragödie. „Der Anschlag ist das Ergebnis der anhaltenden konfessionellen Stimmungsmache der letzten Monate“, hieß es darin. Ägyptische Medien hatten den Fall der beiden angeblichen Konvertitinnen oft reißerisch und tendenziös dargestellt.

Etwa zehn Prozent der Ägypter sind Christen. Wegen des Baus von Kirchen, Konvertierungen und Landdisputen kommt es immer wieder zu Spannungen und gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen.

Wütende Christen bewarfen nach dem Anschlag eine Moschee in der Nähe mit Steinen. Die Polizei trieb die Menge auseinander. Die St. Markus- und Petri-Kirche ist eines der größten Gotteshäuser der Kopten in Alexandria.

Der ägyptische Präsident Husni Mubarak rief alle Ägypter, ob Christen oder Muslime, zu Geschlossenheit bei der Bekämpfung des Terrorismus auf. Seine Behörden würden dafür sorgen, dass die Täter aufgespürt würden und „dem Terrorismus der Arm abgehackt“ werde, erklärte Mubarak in einer Fernsehansprache. Auch das amtliche Islam- Institut Al-Azhar und die oppositionelle islamische Moslembruderschaft verurteilten den Anschlag.