Konzert in Generalkonsulat Zwischen Türkei und Deutschland droht neuer Streit
Istanbul/Dresden (dpa) - Kurz nach dem Ende des Besuchsverbots für Bundestagsabgeordnete in Incirlik droht neuer Streit zwischen der Türkei und Deutschland: Die Dresdner Sinfoniker planen im kommenden Monat im deutschen Generalkonsulat in Istanbul eine Aufführung ihres Stückes „Aghet“.
Das Stück dreht sich um den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich vor gut 100 Jahren. „Aghet“ werde am 13. November in einer kammermusikalischen Fassung im Kaisersaal der diplomatischen Vertretung gezeigt, teilten die Sinfoniker in ihrer aktuellen Programmvorschau mit.
Die Türkei läuft seit Monaten Sturm gegen das Projekt, das von der EU gefördert und von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) ausdrücklich unterstützt wird. Die Regierung in Ankara kündigte Medienberichten zufolge wegen „Aghet“ kürzlich einseitig das EU-Kulturprogramm auf.
Im April hatte die Türkei gefordert, dass die EU die finanzielle Förderung für das Projekt einstellt. Für Irritationen dürfte in Ankara nun sorgen, dass das Auswärtige Amt das Generalkonsulat in Istanbul für die Veranstaltung zur Verfügung stellt, die damit einen offiziellen Anstrich bekommt.
Im Juni hatte die Völkermordresolution des Bundestages zu den Massakern an den Armeniern zu einem schweren Zerwürfnis zwischen der Türkei und Deutschland geführt. Ankara verweigerte Parlamentariern daraufhin bis vergangene Woche die Erlaubnis, die deutschen Soldaten auf der Luftwaffenbasis Incirlik zu besuchen. Erst nachdem die Bundesregierung die Resolution als rechtlich nicht verbindlich erklärte, entspannte sich die Lage. Ankara wehrt sich vehement gegen die Einstufung der Massaker als Völkermord.
Die Sinfoniker wollen bei dem Konzert nach ihren Angaben gemeinsam mit dem deutsch-türkisch-armenischen Komponisten und Gitarristen Marc Sinan eine deutsch-türkisch-armenische Freundschaftsgesellschaft gründen. Steinmeier hatte in einem Grußwort zu dem „Aghet“-Projekt im April geschrieben: „Es weist einen Weg in eine hellere Zukunft.“ Die EU-Kommission unterstützt das Konzertprojekt, das nach Darstellung der Dresdner Sinfoniker der Versöhnung dienen soll, mit 200 000 Euro.