Brandanschläge auf Bahn - Staatsanwaltschaft ermittelt

Bremen/Bad Bevensen/Neuruppin (dpa). Die Brandanschläge auf Bahn-Anlagen in Niedersachsen und Bremen haben auch das Mobilfunk-Netz stark beeinträchtigt. Knapp 70 000 Vodafone-Kunden konnten am Samstag etwa neun Stunden lang nicht telefonieren oder per Handy ins Internet gehen, wie ein Unternehmenssprecher in Düsseldorf am Sonntag sagte.

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Betroffen gewesen seien Kunden im Großraum Bremen und Oldenburg.Techniker haben die Schäden der Brandanschläge an Bahnstrecken in Norddeutschland beseitigt.

Unterdessen wurden die ausgefallenen Stellwerke und der Funkverkehr repariert und seien wieder voll funktionsfähig, wie eine Bahnsprecherin am Sonntag sagte.

Nach dem Brandanschlag auf eine Bahnstrecke bei Wittenberge (Prignitz) ermittelt die Staatsanwaltschaft. Das Landeskriminalamt Brandenburg habe im Auftrag der Staatsanwaltschaft Neuruppin eine eigene Ermittlungsgruppe gebildet, sagte die Sprecherin der Neuruppiner Behörde, Lolita Lodenkämper, am Sonntag.

In Bremen, Niedersachsen und Brandenburg hatten Unbekannte am Samstag in Kabelschächten entlang der Gleise Feuer gelegt. Die Polizei prüft inzwischen ein Bekennerschreiben, das auf einer Internetseite der linken Szene veröffentlicht wurde.

In Bremen entfernten die Täter an zehn Stellen die etwa 15 Kilo schweren Betonplatten von den Kabelschächten. Danach legten sie Feuer. Im niedersächsischen Bad Bevensen setzten die Unbekannten fast zur gleichen Zeit zwei Kabelschächte in Brand. Auch in Karstädt bei Wittenberge in Brandenburg gab es einen Anschlag.

Im Internet erklärten „Autonome Gruppen“, dass sie mit der Sabotage an den Tod eines Franzosen bei einem Castortransport aus dem französischen La Hague ins Atommüll-Zwischenlager Gorleben vor zehn Jahren erinnern wollten.

In der Vergangenheit hatte es immer wieder Anschläge auf die Bahn gegeben, zuletzt im August in Berlin. Der Staatsschutz ermittelt jetzt in Bremen, Niedersachsen und Brandenburg. Beamte sicherten Spuren an den Tatorten.

Wegen der Feuer fielen die Stellwerke in Hamburg, Kiel und Lübeck, die Signalanlagen sowie der Funkverkehr zu den Zügen für mehrere Stunden aus. Die Lokführer mussten langsamer fahren und sich über Handy verständigen. „Die Auswirkungen sind erheblich“, sagte eine Bahnsprecherin.

Deshalb werden auch nach dem Ende des Streiks der Lokführergewerkschaft GDL am Samstagabend weiterhin Züge in Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein ausfallen. „Wir gehen davon aus, dass am Montag alles wieder weitgehend normal läuft“, sagte die Sprecherin. Techniker arbeiteten bereits daran, die defekten Kabel zu reparieren.

Wie die Täter die Anschläge verübt haben, konnten die Ermittler in Bremen und Niedersachsen noch nicht sagen. In Brandenburg verwendeten sie Brandbeschleuniger, um die Kabel anzuzünden. Als ein Techniker der Bahn gegen 6.00 Uhr an der Brandstelle eingetroffen sei, seien die Flammen schon aus gewesen, sagte ein Sprecher der Bundespolizei in Berlin. Die Folgen für die Reisenden rund um Wittenberge hielten sich in Grenzen: Die Züge mussten an der Stelle langsamer fahren, weil die elektronische Geschwindigkeitskontrolle nicht mehr funktionierte.