Debatte um Strauss-Kahns Nachfolge entbrannt
Fast stündlich wird die Liste der vermeintlichen Kandidaten länger.
Berlin. IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn sitzt immer noch in Untersuchungshaft, und seine Schuld ist keineswegs erwiesen. Am Tag drei nach der Festnahme des 62-jährigen französischen Spitzenpolitikers gab es zwar weitere Spekulationen um die angeblich versuchte Vergewaltigung einer Hotelangestellten, aber kaum mehr Klarheit.
Doch allen Beteuerungen zum Trotz, es gelte auch für „DSK“ die Unschuldsvermutung, kursierten schon am Wochenende erste Namen von möglichen Nachfolgern. Fast stündlich wird die Liste der vermeintlichen Kandidaten für den Chefposten beim Internationalen Währungsfonds (IWF) länger.
Mehr als ein Dutzend Ökonomen, Banker und Notenbanker, Minister und Ex-Minister wurden bereits ins Gespräch gebracht — prominente und weniger prominente: von Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde über den früheren deutschen Kassenwart Peer Steinbrück und Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann bis hin zu Montek Singh Ahluwlia, einem Berater des indischen Premierministers Manmohan Singh.
Klar wird bei dem munteren Namenskarussell: Die „gute alte“ Weltwirtschaftsordnung kommt auch beim Poker um den IWF-Chefsessel ins Wanken: Westliche Industriestaaten pochen noch auf Erbhöfe, aufstrebende Mächte wie China und Indien melden Ansprüche an.
Doch es dürfte wie immer nach Proporz gehen und weniger nach Leistung. Seit Jahrzehnten gilt eine Machtteilung zwischen Europäern und US-Amerikanern: Der Chef des IWF kommt aus Europa, und die Weltbank-Spitze wird von einem Amerikaner besetzt. Daran wurde bis zur historischen „Quotenreform“ im vergangenen Herbst nicht gerüttelt.
Seither haben die Schwellenländer aufgrund ihres gestiegenen Gewichts in der Weltwirtschaft mehr Einfluss beim IWF. Und damit haben auch die etablierten Mächte kein Abonnement mehr auf den Chefsessel.