Heidenau Der hässliche Deutsche — längst zeigt er sich wieder

Im August 1992 wurde der arbeitslose Baumaschinist Harald Ewert zum Inbegriff dessen, was Vizekanzler Sigmar Gabriel nun in Heidenau als „Pack“ bezeichnete. Die Politik droht erneut zu scheitern — wie vor 23 Jahren.

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Berlin. Noch im Februar fand Sigmar Gabriel, Vorsitzender der deutschen Sozialdemokratie, Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland, Wirtschaftsminister und Koalitionspartner von Europas mächtigster Frau, es ganz normal, sich in Dresden mit Pegida-Anhängern zu treffen. Es gebe ein demokratisches Recht darauf, rechts zu sein oder deutschnational, so Gabriel damals, und man habe auch das Recht, Dummheiten zu verbreiten wie die von der angeblichen Islamisierung Deutschlands.

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Inzwischen hat Gabriel seine Ansichten offenbar geändert. Nachdem sich zwei Nächte lang Hunderte Rechtsextremisten im sächsischen Heidenau vor einer Flüchtlingsunterkunft Straßenschlachten mit der Polizei lieferten und dabei von Anwohnern beklatscht wurden, bezeichnete Gabriel die Gewalttäter und ihre Mitläufer als „rechtsradikalen Mob“ und „Pack“, für das es nur eine Antwort gebe: Polizei, Staatsanwaltschaft, Gefängnis.

Wie wenig Gabriels sprachlich ebenso wüste wie inhaltlich leere Drohung das „Pack“ beeindruckte, erlebte kurz darauf Angela Merkel (CDU), der sich der Heidenauer Mob als „Wir sind das Pack“ vorstellte und die Kanzlerin als „Volksverräterin“ beschimpfte. Und außer, dass das Verwaltungsgericht Dresden der sächsischen Polizei am Freitag die Kapitulation vor dem braunen Pöbel untersagen musste, ist bislang gar nichts passiert. Weder ist die Polizei mit Fahrzeugen und Gerätschaften zur Aufstandsbekämpfung angerückt, wie sie in NRW sogar bei Rocker-Razzien zum Einsatz kommen, noch droht bislang irgendeinem der mehr als 1000 Randalierer und Gewalttäter irgendein Verfahren.