Ein Unesco-Generaldirektor, der Bücher verbrennen will?

Ägyptens Kulturminister soll die Organisation leiten. Israel hatte in Ägypten gegen Husnis Kandidatur protestiert, Premier Benjamin Netanjahu gab den Widerstand aber nach einem Gespräch mit Ägyptens Präsident Husni Mubarak auf.

Kairo. Seit den 80er Jahren ist Faruk Husni ägyptischer Kulturminister - und ein aussichtsreicher Kandidat auf den Posten des Unesco-Generaldirektors. Die Unesco ist eine Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Husni machte häufiger mit teils harten, teils eindeutig antisemitischen Bemerkungen auf sich aufmerksam.

Streit um die Personalie gibt es jetzt, kurz vor Bewerbungsschluss am 30. Mai, weil drei jüdische Intellektuelle, Claude Lanzmann, Bernard-Henri Lévy und Elie Wiesel, in Zeitungen weltweit einen Protestbrief druckten, gespickt mit gut belegten Zitaten.

Husni habe auf die Sorge eines Abgeordneten, in die Bibliothek von Alexandria könnten israelische Bücher aufgenommen werden, gesagt: "Bring mir diese Bücher, und wenn es sie gibt, werde ich sie vor deinen Augen verbrennen." Husni bezeichnete die israelische Kultur als aggressiv, rassistisch, überheblich und unmenschlich.

"Jeder ist aufgerufen zu verhindern, dass die Unesco in die Hände eines Mannes gerät, der, wenn er das Wort Kultur hört, mit Bücherverbrennung antwortet", heißt es in dem Brief.

Faruk Husni versuchte seine Zitate herunterzuspielen. Seine Äußerungen seien aus dem Kontext gerissen worden und metaphorisch gemeint, sagte er. Um zu ergänzen, dass es sich um einen Hinterhalt der Regierungen von Israel und Amerika handele.

Israel hatte in Ägypten gegen Husnis Kandidatur protestiert, Premier Benjamin Netanjahu gab den Widerstand aber nach einem Gespräch mit Ägyptens Präsident Husni Mubarak auf. Die israelische Zeitung "Haaretz" spricht von einem "Geheimabkommen" zwischen den Politikern. Das Amt steht turnusgemäß einem arabischen Land zu.

Der Generaldirektor wird im Oktober in Paris von der Unesco-Generalkonferenz gewählt, über das deutsche Abstimmungsverhalten entscheidet das Auswärtige Amt. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat sich bislang nicht geäußert. Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, bat Deutschland, "alles zu unternehmen, diesen gefährlichen Kandidaten für das Spitzenamt zu verhindern".