100 000 Betten in Kliniken überflüssig

Krankenkassen fordern eine Strukturreform. Direkte Verträge sollen Qualität der Versorgung verbessern.

Fast jede zweite Klinik schreibt rote Zahlen.

Foto: Daniel Reinhardt

Düsseldorf. Nach Ansicht des Verbandes der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) gibt es in den Kliniken hierzulande rund 100 000 Betten zu viel. „Jedes fünfte Bett wird für eine gute Versorgung nicht benötigt“, sagte GKV-Sprecher Florian Lanz unserer Zeitung.

Gleichzeitig beklagt er die großen Qualitätsunterschiede an den Krankenhäusern. „Wir haben ein Problem vor allem mit kleinen Kliniken, und zwar nicht so sehr mit denen auf dem Land, sondern eher im städtischen Raum“, so Lanz.

Die Kassen fordern, für planbare Leistungen Direktverträge mit den Krankenhäusern zu Preis, Menge und Qualität abschließen zu können. Da die Qualität einer Operation für den Patienten überaus wichtig sei, sollte sie auch bei der Bezahlung berücksichtigt werden.

2013 gab es in Deutschland knapp 2000 Krankenhäuser mit gut 500 000 Betten. Im Jahresdurchschnitt standen etwa 110 000 davon leer. Jeder dritte Euro, den die Kassen ausgeben, fließt an die Kliniken. In diesem Jahr werden es 66 Milliarden Euro sein, vier Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Trotzdem kommen viele mit dem Geld nicht aus. Nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) haben 42 Prozent der Kliniken im vergangenen Jahr rote Zahlen geschrieben. Besonders dramatisch sieht die Lage bei den Geburtsstationen aus. 58 Prozent arbeiten laut DKG mit Verlust. Die Gesellschaft fordert mehr Geld für die Krankenhäuser. Deren Personalausstattung sei zu eng geschnitten, die Investitionen unzureichend.

Die große Koalition in Berlin plant für 2015 eine umfassende Reform der Krankenhäuser. Ziel ist es, Überkapazitäten abzubauen und zugleich die Versorgung im ländlichen Raum sicherzustellen.

Boris Augurzky, Klinikexperte beim Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen, hält die Schließung von Häusern für zwingend. „Hauptproblem sind aber nicht zu viele Betten, sondern zu viele Standorte.“ Kleine Häuser ließen sich nicht wirtschaftlich führen. Oft seien Verbundlösungen möglich, ohne die Versorgung zu gefährden.