250 000 Kindersoldaten weltweit

Köln/Berlin (dpa) - Deutsche Waffen sollten nach dem Willen von Kinderhilfsorganisationen nicht mehr in Gebieten landen, in denen Kindersoldaten kämpfen. Um dies zu erreichen, sei nicht nur ein genereller Stopp von Exporten in Krisenregionen notwendig.

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Es sei auch wichtig, „die illegalen Umwege, über die auch deutsche Waffen in Krisenländer gelangen“, dicht zu machen, forderte das Deutsche Bündnis Kindersoldaten in Berlin zum Internationalen Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten. Als ein Beispiel nannte das Bündnis das Bürgerkriegsland Syrien. Die Bundestagsfraktion der Grünen erklärte: „Die Bundesregierung trägt als weltweit drittgrößter Waffenexporteur eine besondere Verantwortung.“

Michael Davies, der selbst Kindersoldat war und das Bündnis Kindersoldaten unterstützt, berichtete in Berlin: „Das G3 (Sturmgewehr) von Heckler & Koch war auch eine sehr beliebte Waffe in Sierra Leone.“ Seine schrecklichen Erlebnisse trägt er heute in Deutschland immer noch mit sich herum. Im Jahr 2000 war Davies aus dem westafrikanischen Land geflüchtet. Nach einer zweijährigen Therapie hat er zumindest keine Angst mehr einzuschlafen, sagt der junge Mann, „Aber im Schlaf sehe ich immer noch Blut, dann wache ich oft schreiend auf.“

Jedes Jahr werden Zehntausende Kinder und Jugendliche als Soldaten rekrutiert und zum Kämpfen gezwungen. Auch die Terrormiliz Islamischer Staat missbraucht laut Unicef Minderjährige in Syrien und im Irak als Kämpfer. Manche seien erst acht Jahre alt, müssten Hinrichtungen mitansehen oder selbst vornehmen, berichtete das UN-Kinderhilfswerk in Köln.

Zur Zahl der insgesamt betroffenen Jungen und Mädchen gibt es unterschiedliche Schätzungen, einige gehen von rund 250 000 Kindern aus. Sie sind Unicef zufolge in 18 Ländern im erzwungenen Einsatz - darunter Afghanistan, Jemen, Somalia, Sudan, Syrien, Irak, Mali, Kolumbien und die Zentralafrikanische Republik. Milizen und Armeen müssten den Missbrauch stoppen und alle Minderjährigen demobilisieren, fordert die UN-Organisation. „Zurzeit sind so viele Kinder von bewaffneten Konflikten betroffen wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr“, sagte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian Schneider. Eine Flut von buchstäblich „kinderleicht“ zu bedienenden Kleinwaffen fördere die Rekrutierung.

Der Missbrauch der Minderjährigen ist drastisch: „Häufig entführen Milizen gewaltsam Mädchen und Jungen und zwingen sie, als Kämpfer oder Selbstmordattentäter, aber auch als Boten, Köche, Sanitäter oder Sexsklaven für sie zu arbeiten.“ Aus Sicht der bewaffneten Gruppen seien Kinder die „preiswertere Alternative zu erwachsenen Soldaten“, gehorsam und leicht zu manipulieren. Unicef sieht aber auch Fortschritte: So konnten mit Hilfe des UN-Kinderhilfswerks seit 1998 mehr als 100 000 Kinder und Jugendliche „demobilisiert“ werden.