Alexander Graf Lambsdorff: "Die Kanzlerin muss dieselben Botschaften senden wie Macron"

Bundeskanzlerin Merkel reist am Freitag in die USA und besucht Präsident Trump. Das Verhältnis ist angespannt. Es geht um Zölle und den Atomdeal mit dem Iran. Die WZ hat Alexander Graf Lambsdorff (FDP) nach seiner Einschätzung über die heikle Mission der Kanzlerin befragt.

Alexander Graf Lambsdorff (FDP), ehemaliger Vizepräsident des Europäischen Parlaments.

Foto: Silas Stein

Herr Lambsdorff, was wäre für Sie ein Erfolg der Reise der Kanzlerin zu Donald Trump?

Alexander Graf Lambsdorff: Es ist wieder ungewisser geworden, ob Europa und die USA in der Handelspolitik aufeinander zugehen. Ich erwarte also erstens von Frau Merkel, dass sie sich nachhaltig für europäische Handelsinteressen einsetzt. Zweitens muss sie Trump klarmachen, dass der regelbasierte Welthandel auch im Interesse der USA ist.

Jemandem etwas klarzumachen ist das eine, ein praktischer Erfolg das andere.

Lambsdorff: Ein echter Erfolg wäre, wenn nach dem Treffen die Zölle auf unsere Aluminium- und Stahlexporte doch ausgesetzt blieben. Oder wenn Frau Merkel es erreicht, dass die USA die Besetzung der Schlichtungskammern in der Welthandelsorganisation nicht länger blockieren. Das wären handfeste Erfolge. Aber damit rechne ich nicht. Auch nicht mit Fortschritten bei internationalen Konflikten wie dem in Syrien. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich Deutschland und Europa hier künftig stärker engagieren müssen, weil die USA als Garant der internationalen Ordnung zunehmend ausfallen.

Der französische Präsident Macron wurde mit viel Pomp empfangen, Merkel kommt sozusagen durch die Hintertür. Wie deuten Sie das?

Lambsdorff: Es ist ja unübersehbar, dass Macron erheblich bessere Beziehungen zu Trump aufgebaut hat als Kanzlerin Merkel. Atmosphärisch wird es schwieriger, wenn sie im Weißen Haus ist. In der Sache muss die Kanzlerin aber ohnehin dieselben Botschaften senden wie Macron. Das gilt beim Nuklearabkommen mit dem Iran, das nicht aufgekündigt werden darf, das gilt aber auch in der Syrienfrage und im Umgang mit Russland. has