Schulreform Bayern kehrt zum G9 zurück

Jahrelang hatte sich die CSU geweigert, doch nun ist das Ende des achtjährigen Gymnasiums besiegelt: Bayern kehrt zum G9 zurück. Es ist eine große Reform, von der auch andere Schularten profitieren sollen.

Zurück zum G9 - die CSU vollzieht die Kehrtwende beim Gymnasium.

Foto: Armin Weigel

München (dpa) - Bayern kehrt zum neunjährigen Gymnasium (G9) zurück. Mit dieser Entscheidung haben die CSU-Landtagsfraktion und die Staatsregierung am Mittwoch einen Schlussstrich unter jahrelange Diskussionen und teils heftigen internen Streit gezogen. Start der Reform soll zum Schuljahr 2018/19 sein, für die Klassenstufen fünf und sechs. Die jetzigen Viertklässler, die in diesem Herbst aufs Gymnasium wechseln, werden also der erste Jahrgang des neuen G9 sein.

Schüler sollen aber die Möglichkeit haben, die elfte Klasse auszulassen und weiterhin in acht Jahren zum Abitur zu kommen. Bayern ist nach Niedersachsen erst das zweite Bundesland, das an Gymnasien die neunjährige Schulzeit wieder zur Regel macht.

Gleichzeitig mit der G9-Reform beschloss die CSU ein Bildungspaket für alle Schularten. Insgesamt sollen in den kommenden Jahren mehr als 1800 zusätzliche Lehrerstellen geschaffen werden - ungefähr 1000 an den Gymnasien und gut 800 an den anderen Schularten zusammen, insbesondere an Förderschulen. Schulleiter werden entlastet. Dazu werden auch 150 Stellen für Verwaltungsmitarbeiter neu geschaffen.

Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bezeichnete das gesamte Bildungspaket als historische „Generationen-Entscheidung“. „Ich glaube, dass das, was wir jetzt machen, Signalwirkung für ganz Deutschland haben wird“, sagte er. Im weiteren Verfahren werde es nun darum gehen, „das politisch Gewollte auch bestens umzusetzen“. Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) sagte zu dem Reformpaket: „Das ist jetzt etwas, was für ein Vierteljahrhundert trägt.“

Unter Führung Seehofers macht die CSU damit eine Hau-Ruck-Entscheidung aus der Amtszeit von Edmund Stoiber rückgängig. Zum Schuljahr 2004/05 war das um ein Jahr verkürzte Gymnasium (G8) an den Start gegangen. Doch die Kritik am G8 war über die Jahre hinweg nie verstummt. Dennoch waren die Widerstände innerhalb der Landtags-CSU noch bis vor kurzem groß - und konnten erst durch die Verständigung auf das größere Bildungspaket minimiert werden.

Am neuen G9 soll der Nachmittagsunterricht deutlich reduziert werden. Informatik wird Pflichtfach, andere Fächer werden gestärkt. „Sehr wichtig“ ist Seehofer nach eigenen Worten die geplante „Überholspur“ für Schüler, die das Abitur auch weiterhin nach acht Jahren ablegen wollen. Mit entsprechenden Anreizen will die CSU dafür sorgen, dass dies von genügend Schülern angenommen wird.

Bayern ist mit dem G9 nicht allein: Nachdem sich in der Vergangenheit fast alle Bundesländer dem internationalen G8-Standard angeschlossen hatten, gab es schon in einigen Ländern eine teilweise oder völlige Rückkehr zum G9. Niedersachsen ist wieder beim G9 - leistungsstarke Schüler haben aber weiterhin die Möglichkeit, ein Jahr früher Abi zu machen. Hessen und Schleswig-Holstein haben Wahlfreiheit eingeführt. Nordrhein-Westfalen bietet beide Optionen: G8 an Gymnasien und G9 an weiteren Schulen. In Baden-Württemberg wird in 44 Schulen G9 erprobt. In den ostdeutschen Ländern ist das Abi nach acht Jahren die Regel.