Berliner Notizen: Abschiedsschmerz und neue Allianzen
Berlin. Mode: Guido Westerwelle scheint langsam aber sicher auch modisch Abschied vom Amt des Außenministers zu nehmen. Es gibt derzeit in den Zeitungen kaum eine Geschichte über ihn, in der die Klamottenwandlung des Liberalen nicht eine Rolle spielt.
Zum Beispiel: „Der amtierende deutsche Außenminister empfängt in herbstlicher Tweedhose und grauer Strickjacke.“ Gewagt, gewagt. Oder: „Im Gang des Flugzeugs steht er in der dunkelgrauen Wolljacke für unterwegs.“ Das klingt weiß Gott nach Vorbereitung aufs Altenteil — Jacke wie Hose.
Abschied: Philipp Rösler (FDP) verspürt Trennungsschmerz. Vom Amt natürlich. In einem Interview ließ der noch amtierende Wirtschaftsminister diese Woche indirekt wissen, was über den Nachrufen zu seiner Person stehen könnte: „Ich hätte gerne als Minister weitergearbeitet. Ich hatte noch so viel vor.“ Ach ja. Der Wähler kann so gemein sein. Was genau, verrät Rösler nicht. Vielleicht ist es letztlich besser so.
Europa: Markus Söder (CSU) frotzelt gerne. Der bayrische Finanzminister verhandelt derzeit mit SPD-Mann Martin Schulz, EU-Parlamentspräsident, über Europa-Themen. Der Genosse Schulz, weil so harmonisch gestimmt, wurde schon als „Muttis (Merkels) Liebling“ tituliert, sogar als „neuer Freund Söders“. Ob Schulz sich jetzt auch mit CSU-Hilfe als EU-Kommissionspräsident bewerben könne, wurde Söder am Mittwoch gefragt. Die Antwort des Bayern: „Muttis Liebling, Söders Freund — das sind ehrbare Titel, da braucht man das nicht auch noch werden.“