Fotoausstellung in Berlin „Blutiger Boden“ - Regina Schmeken zeigt NSU-Tatorte

Berlin (dpa) - „Hinrichtungen“ nennt Regina Schmeken die zehn Morde, die die rechtsextreme Terrorgruppe NSU auf dem Gewissen hat. Die Fotografin der „Süddeutschen Zeitung“ hat drei Jahre lang die Orte besucht, in denen die Gewalttaten verübt wurden - vor allem gegen türkische Kleinhändler.

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Ihre eindringlichen Bilder sind jetzt in einer Ausstellung in Berlin zu sehen, während in München der Prozess gegen die mutmaßliche Mittäterin Beate Zschäpe nach mehr als vier Jahren langsam zu Ende geht.

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„Blutiger Boden. Die Tatorte des NSU“ - unter diesem Titel zeigt der Berliner Martin-Gropius-Bau von Samstag an bis zum 29. Oktober die großformatigen Schwarz-Weiß-Bilder. Sie entstanden mit Unterstützung des Militärhistorischen Museums Dresden und wurden zunächst dort gezeigt.

„Das Beklemmendste an diesen Fotografien ist, dass auf ihnen weder die Mörder noch die Mordopfer zu sehen sind“, schreibt der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger im Begleitbuch. „An Schmekens Aufnahmen wirkt gerade das Unauffällige, Banale und Gewöhnliche unheimlich.“

So steht etwa an dem Straßenrand in Nürnberg, an dem im September 2000 der türkische Blumenhändler Enver Simsek das erste Mordopfer wurde, wieder ein kleiner Blumenstand, allenfalls die Regenpfütze davor erinnert an eine Blutlache.

Die Theresienwiese in Heilbronn liegt unberührt unter einem bleigrauen Himmel. Dort töteten Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos 2007 als letztes die Polizistin Michèle Kiesewetter durch einen Kopfschuss. Erst vier Jahre später werden sie zufällig entdeckt - und nehmen sich selbst das Leben.

„Diese Bilder können eine Barriere gegen das Vergessen sein“, sagte Barbara John, die Ombudsfrau der Bundesregierung für die Opfer und Hinterbliebenen, am Freitag vor der Eröffnung der Ausstellung. Es sei beschämend, dass die Behörden die Täter so lange im Umkreis der türkischstämmigen Opfer gesucht hätten.

„Wenn es sich um zehn deutsche Kleinunternehmer gehandelt hätte, glauben Sie, das wäre auch passiert?“, fragte John. Museumschef Gereon Sievernich nannte die Bilder deshalb auch eine Mahnung an die Verantwortlichen, Behördenversagen rückhaltlos aufzuklären.

Für die Fotografin Regina Schmeken ist der Besuch an den Tatorten zu einer „Gedenkarbeit“ geworden, wie sie sagt. Zunächst habe sie Bedenken gehabt, die Bilder könnten zu viel Pathos bekommen. „Aber mich hat's bewegt, ich hab' hingeschaut und ich hab' versucht, das mit bildnerischen Mitteln in den Griff zu bekommen.“

Ob sie nicht auch Angst vor Repressalien aus der rechtsextremen Szene habe, will ein Journalist wissen. „Natürlich kann man sich sowas vorstellen“, sagt Schmeken. „Andererseits muss man ein bisschen mutig sein, sonst machen die immer so weiter. Man muss doch etwas dagegensetzen.“