Brandenburgs Landtag spricht Platzeck Vertrauen aus

Potsdam (dpa) - In der Berliner Flughafenkrise hat sich der brandenburgische Landtag hinter Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) gestellt.

Vor seiner geplanten Wahl zum Chefaufseher der Betreibergesellschaft an diesem Mittwoch sprachen ihm die Regierungsfraktionen von SPD und Linkspartei am Montag in einer Sondersitzung geschlossen das Vertrauen aus. Platzeck erhielt in namentlicher Abstimmung alle 55 Stimmen aus der rot-roten Koalition bei 87 anwesenden Abgeordneten. Er kündigte an, mit mehr Experten und einer schärferen Kontrolle den Hauptstadtflughafen zu vollenden. „Ich verbinde mein politisches Schicksal mit dem Gelingen dieser Aufgabe“, sagte er in einer Regierungserklärung.

Der Flughafen in Schönefeld kann vor allem wegen gravierender Baumängel bei der Brandschutzanlage nicht in Betrieb gehen. Anfang Januar wurde der Eröffnungstermin zum vierten Mal verschoben - diesmal auf unbestimmte Zeit.

Die Opposition stimmte bei der Vertrauensfrage komplett mit Nein. Sie warf Platzeck vor, für das Debakel mitverantwortlich zu sein. Der Ministerpräsident ist bislang Stellvertreter des Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Wowereit (SPD), des Regierenden Bürgermeisters von Berlin. Platzeck will Wowereits Posten am Mittwoch übernehmen.

Der geplante Personalwechsel ist umstritten, weil damit wieder ein Politiker und kein Experte an der Spitze des Kontrollgremiums stehen wird. Der FDP-Fraktionschef im Bund, Rainer Brüderle und der CDU-Fraktionschef im Land, Dieter Dombrowski, halten Platzeck deshalb für ungeeignet. Dagegen sagte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) Platzeck am Montag seine Unterstützung zu.

„Sie waren entscheidend beteiligt am Misserfolg“, sagte Dombrowski im Parlament an die Adresse Platzecks. „Sie haben jahrelang zugesehen, wie getrickst und getäuscht wurde.“

Im Landtag stellte Platzeck erstmals in seiner knapp elfjährigen Amtszeit die Vertrauensfrage. Wowereit hatte am Samstag im Berliner Landesparlament einen Misstrauensantrag überstanden.

Der Sprecher der Flughafen-Geschäftsführung, Rainer Schwarz, steht vor der Ablösung. Platzeck sagte, bei der staatlichen Betreibergesellschaft solle ein Geschäftsführer mit Generalverantwortung eingesetzt werden. Bislang gab es geteilte Zuständigkeiten zwischen Schwarz und dem Technikchef Horst Amann. Es wird erwartet, dass auch ein zusätzlicher Finanz-Geschäftsführer installiert wird.

Platzeck sagte, der Aufsichtsrat müsse um „technischen und betriebswirtschaftlichen Sachverstand verstärkt werden“. Dazu seien Personen erforderlich, die an ähnlichen Projekten mitgewirkt haben. Platzeck will sich als Aufsichtsratschef künftig einmal pro Woche von der Geschäftsführung über alle wesentlichen Entwicklungen rund um den neuen Flughafen informieren lassen. Außerdem soll es in der Staatskanzlei eine spezielle Arbeitsgruppe zum Flughafenbau geben.

Ramsauer erwägt nach der Pannenserie hohe Schadenersatzforderungen gegen die Verantwortlichen. Der Aufsichtsrat sei von der Geschäftsführung „zumindest unvollständig und möglicherweise falsch informiert worden“. Außerdem sei „offensichtlich auch schadhaft und schlampig gebaut worden“.