Das Abi soll in allen Ländern gleich schwer werden
Berlin (dpa) - Spätestens in fünf Jahren soll es in allen 16 Bundesländern gleich schwere Abiturprüfungen geben. Dazu werde ein gemeinsamer Abitur-Aufgabenpool mit einheitlichen Bewertungskriterien entwickelt.
Das erläuterte der Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK), Ties Rabe (SPD) am Freitag den am Vorabend in Berlin einstimmig gefassten Beschluss der Bildungsminister.
Aus dem Pool können sich die Länder für ihre jeweiligen Abiturprüfungen bedienen. Für die Aufgaben und Notenvorgaben soll ein Wissenschaftler-Team einheitliche Leistungsanforderungen garantieren. Auch soll der Pool „mogelsicher“ organisiert werden.
Der KMK-Präsident bekräftigte, die Länder hätten nie ein zentrales nationales Abitur mit einheitlichen Aufgaben an einem Tag angestrebt - wie etwa in Frankreich. Dies sei in der Bundesrepublik allein schon wegen der von der Wirtschaft verlangten unterschiedlichen Ferienregelungen in den Bundesländern nicht möglich. Er hoffe, dass mit der Neureglung endlich der latente Verdacht ausgeräumt werde, dass das Abitur in dem einen Bundesland leichter zu haben sei als in einem anderen.
Rabe nannte den Beschluss einen Durchbruch auf dem Weg zu einem gleichschweren Abitur in ganz Deutschland. Andere Kultusminister äußerten sich hingegen nach dem Treffen verhalten und sprachen von einer erneuten Bestätigung des bereits vor Jahren eingeschlagenen Kurses hin zu bundeseinheitlichen Bildungsstandards auch für die gymnasiale Oberstufe. In der Debatte sei „viel heiße Luft“ produziert worden.
Einige Länder, darunter Bayern, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen, wollen ungeachtet des einstimmigen Beschlusses schon ab 2014 mit einem eigenen Aufgabenpool in ausgesuchten Fächern starten und damit schneller vorangehen. Nach den Planungen der KMK soll der bundesweite Abitur-Aufgabenpool zum Schuljahr 2016/2017 für alle Länder einsetzbar sein.
Bereits ab Herbst soll es bundesweite Bildungsstandards für die Abiturfächer Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch geben. Die Standards beschreiben, was ein Schüler am Ende der gymnasialen Oberstufe können soll. 2013 folgen die Naturwissenschaften. Rabe sagte, ohne Prüfaufgaben und Kontrolle blieben diese gemeinsamen Standards allerdings „blutleer“. Deshalb sollte auf ihrer Basis der gemeinsame Aufgabenpool entwickelt werden.
Die Kultusminister wollen Schülerinnen und Schüler außerdem besser vor sexuellem Missbrauch durch Lehrkräfte schützen und fordern von den Justizministern das Schließen gesetzlicher Lücken. Anlass ist eine Entscheidung des Oberlandesgerichts Koblenz vom Dezember 2011, mit dem die Verurteilung eines Lehrers wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen aufgehoben und der Angeklagte freigesprochen wurde.
Die betroffene 14-jährige Schülerin gehörte nicht unmittelbar zur Klasse des Lehrers. Sexuelle Grenzüberschreitungen seien jeodch ungeachtet ihrer strafrechtlichen Relevanz ein „fundamentales Versagen von Lehrkräften“ und „ein Verstoß gegen den Berufsethos“, heißt es in dem KMK-Beschluss. Die der Schule anvertrauten Kinder stünden unter uneingeschränktem staatlichen Schutz. „Dieser Schutz im Lernort Schule hat allerhöchste Priorität“.