Ein Blick in die Zukunft der Rente
Die Regierung geht von stärker steigenden Bezügen aus. Doch es gibt einige Unsicherheiten.
Berlin. Aufschläge von 11,5 Prozent in den nächsten vier Jahren, Rentensteigerungen von 36 Prozent bis 2026: Der neue Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung enthält viele frohe Botschaften für Ruheständler.
Er weckt Hoffnungen und Erwartungen. Doch wie das bei Prognosen häufig so ist: sie sind deshalb so schwierig, weil sie die Zukunft betreffen. Immer erst hinterher ist klar, ob und warum man mit der Voraussage daneben lag. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Bericht der Bundesregierung:
Er soll auf Basis aktueller ökonomischer und demografischer Daten einen Überblick über die Rentenfinanzen geben und anhand von Modellrechnungen einen Ausblick auf die Entwicklung der kommenden 15 Jahre geben.
Der Bericht wird jedes Jahr fortgeschrieben, Prognosen werden dann im Licht neuer Daten korrigiert. Als Bibel mit ehernen Festlegungen darf der Bericht also nicht gesehen werden. Die jeweilige Opposition sieht darin bloße Schönfärberei der Regierung.
Der Berichtszeitraum reicht bis 2026 — mit Aussagen zu möglichen Einkommens- und Rentenerhöhungen und dazu, wie es mit den Ost-Renten weitergehen könnte. Am verlässlichsten dürften die mittelfristigen Berechnungen sein.
Sie sagen den Rentnern im Osten bis 2016 eine Erhöhung um 11,5 Prozent voraus, im Westen ein Plus von 8,5 Prozent. Wer heute eine Rente von 1200 Euro hat, würde dann im Osten in vier Jahren 138 Euro mehr im Geldbeutel haben, im Westen wären es 102 Euro mehr.
Das ist schwer zu sagen. Ein Beispiel: Im vergangen Oktober gingen die Experten der Rentenversicherung für die Ost-Rentner von einer Steigerung für 2012 um 3,2 Prozent aus. Als es dann im Frühjahr konkret wurde, kam ein Plus von 2,2 Prozent heraus — weil die Lohn-Entwicklung falsch eingeschätzt worden war. Voraussagen für vier Jahre oder noch mehr sind noch unsicherer.
Die Regierung geht von bestimmten Annahmen aus, wie sich Konjunktur, Beschäftigten- und Arbeitslosenzahlen oder auch die Lebenserwartung entwickeln könnten. Gerechnet wird dann in drei Varianten: Ein unterer Pfad spiegelt ganz vorsichtige Einschätzungen wider, der mittlere Pfad soll die wahrscheinliche Entwicklung abbilden, und der obere Pfad steht für die günstigste Variante.
Beispiel Lohnzuwachsraten: Für Ostdeutschland etwa werden in der ungünstigsten Projektion von 2017 an im Schnitt 3,6 Prozent jährlich angenommen, im oberen Pfad sind es schon 5,6 Prozent.
Bis 2020 soll das Mindestrentenniveau bei 46 Prozent liegen, bis 2030 bei 43 Prozent. Alle Parteien diskutieren derzeit Konzepte gegen Altersarmut, weil befürchtet wird, dass Geringverdiener bei sinkendem Rentenniveau trotz vieler Jahrzehnte Erwerbstätigkeit nur die Grundsicherung im Alter erreichen könnten. Als neues Sicherungsniveau hat sich eine Leistung von 850 Euro im Monat für langjährig Versicherte herausgeschält.
Die Schere schließt sich langsam, aber sie schließt sich. Liegt heute der Rentenwert Ost für ein Jahr Durchschnittsbeitrag mit 24,92 Euro bei 88,8 Prozent des Westniveaus, soll er 2016 auf 27,78 Euro und damit auf 91,2 Prozent des Westniveaus geklettert sein. Weil spätestens für 2030 Gleichstand beim Lohnniveau vorausgesagt wird, hätte dann immerhin mehr als 40 Jahre nach dem Mauerfall auch das Rentenniveau gleichgezogen.