Ein Drittel weniger Sozialwohnungen als vor zehn Jahren
Berlin (dpa) - Die Zahl der Sozialwohnungen in Deutschland ist in den vergangenen Jahren drastisch gesunken: Von 2002 bis 2010 ging sie um rund ein Drittel auf etwa 1,66 Millionen zurück.
Das geht aus einer am Donnerstag bekanntgewordenen Aufstellung des Bundesbauministeriums hervor. Im Jahr 2002 seien es bundesweit noch 2,47 Millionen Sozialwohnungen gewesen, heißt es in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linke-Abgeordneten Caren Lay, über die zuvor die Dortmunder „Ruhr Nachrichten“ geschrieben hatten.
Den deutlichsten Rückgang gab es demnach in Sachsen: Während dort Ende 2002 noch 223 418 Sozialwohnungen gezählt wurden, waren es acht Jahre später nur noch 83 303. Mehr als halbiert hat sich die Zahl der Sozialwohnungen in diesem Zeitraum auch in Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt und Bremen.
Die stellvertretende Linke-Vorsitzende Lay sprach von einem „gewaltigen politischen Versagen“ der Bundesregierung. Bauminister Peter Ramsauer (CSU) verwies hingegen auf die Zuständigkeit der Bundesländer. Über die soziale Wohnraumförderung können sie den Wohnungsmarkt gezielt unterstützen. „Der Bund gibt den Ländern dafür jährlich über eine halbe Milliarde Euro.“
Die Linke befürchtet durch den Abbau der Sozialwohnungen jedoch erhebliche Nachteile für die Mieter. „Ohne sozialen Wohnungsbau steigen die Mieten ohne Ende“, sagte Lay und forderte eine Neuauflage des sozialen Wohnungsbaus. Dem widersprach das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Sozialer Wohnungsbau sei wegen dessen geringer Treffsicherheit keine Lösung, sagte IW-Direktor Michael Hüther. „Lieber sollte man die Märkte offen halten.“
Doch nicht überall gibt es weniger Sozialwohnungen als vor zehn Jahren. In Thüringen vervielfachte sich ihre Anzahl sogar von 12 861 auf 55 090 zum Jahresende 2010. Auch Brandenburg und Schleswig-Holstein entwickelten sich gegen den Trend und verzeichneten zuletzt mehr Sozialwohnungen als im Jahr 2002.