Watzke: „Wahnsinn“ Erleichterung beim BVB nach Festnahme
Dortmund (dpa) - Erleichterung über die Ermittlungserfolge, Empörung über das mögliche Tatmotiv: Nach der Festnahme eines Verdächtigen wächst beim Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund die Hoffnung, den Sprengstoffanschlag auf den Teambus am 11. April schneller verarbeiten zu können.
„Mein erster Gedanke war, dass eine Erleichterung zu spüren ist. Es ist gut zu wissen, wer es war und warum es getan wurde“, kommentierte BVB-Sportdirektor Michael Zorc.
Ähnlich erfreut reagierte Thomas Tuchel auf die jüngsten Erkenntnisse der Sicherheitsbehörden. Zur Freude des BVB-Trainers scheint die tagelange Ungewissheit über die Hintergründe des perfiden Angriffs auf die Gesundheit der BVB-Profis beendet. „Es ist auf jeden Fall ein gutes Gefühl, dass es offensichtlich einen Durchbruch gegeben hat“, sagte der Trainer, „Ich bin überzeugt davon, dass es für uns alle sehr wichtig ist, wenn eine Aufklärung erfolgt.“
Einen Tag vor dem Spiel bei Borussia Mönchengladbach wurde sein Team erneut von den Ereignissen im Vorfeld des Viertelfinal-Hinspiels in der Champions League gegen die AS Monaco eingeholt. Kapitän Marcel Schmelzer hofft auf vollständige Aufdeckung des Tathergangs: „Für alle, die im Bus saßen, wären diese Informationen wichtig, denn sie würden den Verarbeitungsprozess deutlich erleichtern.“
Bei aller Freude über die Festnahme sorgte das möglich Tatmotiv für Befremden. „Dass man offensichtlich versucht hat, durch den Anschlag Kurs-Gewinne zu realisieren — das ist natürlich Wahnsinn“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke der „Bild“. Auch Tuchel brachte sein Unverständnis zum Ausdruck: „Ich will mich nicht in den Abgrund begeben, in den man müsste, um das nachvollziehen zu können.“
Dass der im Raum Tübingen gefasste 28-Jährige auf einen durch den Anschlag verursachten Kursverlust der BVB-Aktie spekuliert haben soll, sorgte auch bei den Ligakonkurrenten der Borussia für Empörung. „Leider gibt es verrückte Menschen. Es ist schwer, solche verrückten Menschen zu verstehen“, befand Bayern-Coach Carlo Ancelotti, „Dortmund musste einen sehr traurigen Moment durchleben.“
Nicht minder deutlich fiel das Urteil des Frankfurter Trainers Niko Kovac aus: „Gier ist eine Todsünde. In unserer Gesellschaft ist das Immer-weiter, Immer-schneller, Immer-weiter, Immer-höher weit verbreitet. Darüber sollte man sich mal Gedanken machen.“ Schalkes Sportvorstand Christian Heidel pflichtete bei: „Dass jemand auf eine solche Idee kommt, ist für mich unbegreiflich und nicht nachvollziehbar.“
Kurz nach der Abfahrt der Mannschaft vom Hotel zum Champions-League-Spiel gegen Monaco in Dortmund hatte es drei Detonationen neben dem Teambus gegeben. Dabei waren Profi Marc Bartra und ein Polizist verletzt worden. Die Partie wurde deshalb um einen Tag verschoben.
Nun soll sogar eine eigene Abteilung Sicherheit im Unternehmen Borussia Dortmund eingerichtet werden. „Ich habe in den letzten Tagen bereits Vorstellungsgespräche mit Sicherheits-Experten geführt, die wir dafür einstellen wollen, etwa mit früheren GSG9- und BKA-Leuten“, sagte Watzke der der „Süddeutschen Zeitung“. „Die Entwicklungen zwingen uns offenbar dazu, Sicherheitsmaßnahmen in ganz neuem Stil zu ergreifen.“