Gabi Zimmer (Linke): „Wir sind keine Putin-Freunde“
Gabi Zimmer spricht über die Europawahl und die Ukraine.
Berlin. Im dritten Teil unserer Interview-Serie zur Europawahl am 25. Mai sprach unsere Zeitung mit der Spitzenkandidatin der Linken, Gabi Zimmer.
Frau Zimmer, Ihr Wahlziel ist es, die acht Europaparlaments-Mandate für die Linke zu verteidigen. Warum so bescheiden?
Gabi Zimmer: Das ist überhaupt nicht bescheiden angesichts der Änderung im deutschen Wahlrecht. Um die acht Mandate halten zu können, brauchen wir ein besseres Wahlergebnis als 2009. Damals kamen wir auf 7,5 Prozent. Jetzt ist dafür fast schon ein zweistelliges Ergebnis erforderlich.
Wie realistisch ist das angesichts der unrealistischen Forderungen Ihrer Partei?
Zimmer: Das sehe ich ganz anders. Die Forderungen nach einem sozialen Europa, nach sozialen und ökologischen Mindeststandards sind nicht nur dringend notwendig, sondern realistisch und bei vielen Wählern auch sehr populär.
Ist es wirklich klug, angesichts des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine die Auflösung der Nato zu fordern?
Zimmer: Das Nato-Denken muss durch ein neues System kollektiver Sicherheit ersetzt werden. Dass die Nato dafür auf lange Sicht aufgelöst werden muss, steht für mich außer Zweifel. Kurzfristig geht es darum, dass die Nato nicht Teil des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine werden darf.
Die Linke steht politisch also weiter unverbrüchlich an der Seite Moskaus?
Zimmer: Wir haben noch nie vorbehaltlos zur russischen Regierung gestanden. Wir sind keine Putin-Freunde. Wir wenden uns gegen die russische Militärdoktrin, wonach russische Bürger überall zu schützen seien. Wir sind aber auch keine Freunde der jetzigen ukrainischen Regierung. Eine Regierung ist dort erst legitimiert, wenn es wirkliche Wahlen in der gesamten Ukraine gegeben hat.