Gedenken an Schlacht von Stalingrad

Wolgograd (dpa) - Ein Meer roter Nelken im Schnee: 70 Jahre nach der Weltkriegsschlacht von Stalingrad hat das heutige Wolgograd an die brutalen Kämpfe mit mehr als 700 000 Toten erinnert.

Kremlchef Wladimir Putin legte gemeinsam mit Veteranen am Samstag an der Gedenkstätte auf dem Mamajew-Hügel Blumen und Kränze nieder. Zum Jahrestag nannte sich die südrussische Millionenstadt offiziell für 24 Stunden wieder Stalingrad nach Sowjetdiktator Stalin - trotz massiven Protests von Menschenrechtlern.

„Stalingrad wird für immer ein Symbol der Einheit und der Unbesiegbarkeit unseres Landes sein“, sagte Putin. Als Symbol der Freundschaft reisten auch Nachkommen deutscher Soldaten an die Wolga. Bei einer würdevollen Zeremonie im Stadtzentrum legte der deutsche Botschafter Ulrich Brandenburg einen Kranz nieder. Eine Ehrengarde schoss Salut. Der Sieg der Roten Armee und die Kapitulation der deutschen Angreifer am 2. Februar 1943 gelten als Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs.

In einer martialischen 3D-Show vor Tausenden Ehrengästen in der Sporthalle spielten uniformierte Darsteller die damalige Befreiung Stalingrads nach. Vor etwa 20 000 Zuschauern, darunter rund 200 Kriegsteilnehmern, marschierten im Stadtzentrum bei frostigem Wetter 650 Soldaten in historischen Uniformen auf. An der Parade nahm auch ein restaurierter Weltkriegs-Panzer des sowjetischen Typs T-34 teil. Am Abend erleuchtete ein minutenlanges Feuerwerk den Himmel.

„Der Mut und das Heldentum der Verteidiger sind beispiellos und einmalig“, sagte Putin. „Wir sind stolz, Russland ist stolz auf die Verteidiger von Stalingrad.“ Die Russen sollten schon im Kindesalter lernen, ihre Heimat zu lieben, sagte der Präsident. „Ohne Patriotismus löst sich ein Land auf wie ein Stück Zucker im Tee.“ Stalingrad sei ein leuchtendes Beispiel für die Liebe zum Vaterland.

Die monatelange Schlacht und Temperaturen bis zu minus 43 Grad kosteten mindestens 150 000 Deutschen und Zehntausenden Verbündeten sowie 500 000 Russen das Leben. Auch Abertausende Zivilisten starben.

Im Konzerthaus kamen unterdessen das Osnabrücker Symphonieorchester und das Philharmonische Orchester Wolgograd zu einer letzten Probe zusammen. Sie spielen an diesem Sonntag zum Abschluss des Gedenkens gemeinsam unter anderem die 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven und setzen damit ein Zeichen der Freundschaft. Wolgograd, rund 1000 Kilometer südlich von Moskau, betont seit Jahren, dass deutsche Gäste im Geiste der Versöhnung willkommen sind.

Busse mit dem Konterfei Stalins brachten zahlreiche Veteranen in ordenbehangenen Uniformen an die Wolga. Menschenrechtler und Historiker kritisieren in Russland eine zunehmende Verharmlosung der Zeit schwerer Repression unter Josef Stalin (1879-1953).

Vielerorts hingen riesige Transparente mit Parolen wie „Von Stalingrad aus zum Endsieg“. Jugendliche mit rot-weißen Pelzmützen und der Aufschrift „70“ standen als Helfer bereit. Spezialeinheiten sicherten alle Gedenkstätten. Auch andere russische Städte erinnerten an den historischen Tag. Das Staatsfernsehen zeigte zu Militärmusik Bilder der grausamen Kämpfe. In einer Videobotschaft gratulierten drei Kosmonauten von der Internationalen Raumstation ISS zum Jahrestag.