Einigung Große Koalition einigt sich beim Migrationspakt

Berlin · Die Koalition verständigt sich auf ein Papier, das im Bundestag verabschiedet werden soll. Aber der AfD geht das nicht weit genug.

Die Koalition in Berlin hat sich nach langen Verhandlungen auf eine gemeinsame Linie für den UN-Migrationspakt geeinigt. Das Papier soll am Donnerstag vom Bundestag beschlossen werden und damit den Fahrplan für die Bundesregierung vorgeben.

Die Koalition in Berlin hat sich nach langen Verhandlungen auf eine gemeinsame Linie für den UN-Migrationspakt geeinigt. Das Papier soll am Donnerstag vom Bundestag beschlossen werden und damit den Fahrplan für die Bundesregierung vorgeben.

Foto: dpa/Christoph Soeder

. Zum Schluss wurden die letzten Details noch einmal auf „höchster Ebene“ festgezurrt, um die Kuh vom Eis zu bringen. Beim umstrittenen UN-Migrationspakt wollte sich die große Koalition partout keine Blöße geben, wie es am Dienstag hinter den Kulissen hieß. Herausgekommen bei den schwarz-roten Verhandlungen ist ein sechsseitiges Antragspapier mit Forderungen an die Bundesregierung, das an diesem Donnerstag im Bundestag verabschiedet werden soll.

Viele Sorgen mit dem Migrationspakt verbunden

Nicht nur die Regierung, auch die Koalition schien in den letzten Wochen davon überrascht worden zu sein, wie viele Sorgen mit dem Migrationspakt verbunden werden. Angestachelt von der AfD, aber auch vom CDU-internen Wettstreit um den Parteivorsitz. „Das Parlament kann da nicht auf Tauchstation gehen“, begründete Stephan Harbarth den schwarz-roten Antrag, noch Innenexperte der Unionsfraktion und bald Vize-Präsident des Bundesverfassungsgerichtes.

Die Migrationsströme in der Welt könnten nur dann reduziert werden, „wenn wir die Standards im Umgang mit Migranten in der Welt angleichen“. Dazu diene die UN-Vereinbarung, die zwar rechtlich unverbindlich sei, aber nötig, um langfristig Angleichungen herbeizuführen, so Harbarth auf Nachfrage.

Im Antrag selbst, der nun die Gemüter beruhigen soll, wird explizit hervorgehoben, dass die nationale Souveränität Deutschlands nicht zur Disposition stehe. Der Pakt begründe keine „einklagbaren Rechte und Pflichten“, heißt es in dem unserer Redaktion vorliegendem Entwurf. Er sei „im deutschen Interesse“. International geltende Mindeststandards für den Umgang mit Migranten seien hilfreich, „um den Migrationsdruck nach Europa und Deutschland zu reduzieren“.

Allerdings steht in dem Papier ebenfalls, dass durch den Pakt auch „weiterhin“ das Recht Deutschlands, „über seine Migrationspolitik selbst zu bestimmen“, nicht beeinträchtigt werden dürfe.

Sollte der Antrag vom Parlament beschlossen werden, engen sich die Spielräume der Regierung am 10. und 11. Dezember nicht ein. Dann kommt in Marokko die UN-Konferenz zusammen, auf der der Migrationspakt angenommen werden soll. Wenige Tage vorher wird der gleiche Antrag auch auf dem CDU-Parteitag in Hamburg zur Abstimmung stehen. Dort wird ebenfalls mit Zustimmung gerechnet.

Die AfD will ein „Moratorium“ für ein halbes Jahr

Spannend dürfte die parlamentarische Befassung am Donnerstag dennoch werden. Denn die AfD, die seit Monaten im Internet Front gegen die Verabredung macht, hat ebenfalls zwei Anträge in den Bundestag eingebracht. Der erste sieht ein „Moratorium“ für ein halbes Jahr vor. Erst danach solle der Bundestag entscheiden, dann auch zusammen mit dem UN-Flüchtlingspakt, der derzeit zwischen den Staaten noch verhandelt wird.

Mindestens aber möchte die Partei erreichen, dass die Bundesregierung zur Abgabe einer Protokollerklärung direkt bei der UN-Konferenz in Marokko verpflichtet wird. Darin solle Berlin noch einmal festhalten, dass der Migrationspakt für die deutsche nationale Politik nicht verbindlich sei.

Der Abgeordnete Gottfried Curio, AfD-Experte für das Thema, erklärte, nur so sei sichergestellt, dass das UN-Papier nicht nach und nach eine völkerrechtlich bindende Kraft entfalte. Selbst Österreich, das die Abmachung selbst nicht unterstützt, verfahre so, um sicher zu gehen, durch den Migrationspakt nicht gebunden zu werden.

Diskussion als „kommunikative Auseinandersetzung“

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt lehnte diesen Vorschlag allerdings ab. Der von der Koalition angestrebte Bundestagsbeschluss habe eine höhere Wertigkeit als „irgendein Beipackzettel“, den die Regierung in Marokko abgebe. Für den AfD-Vorstoß gebe es daher „keine Notwendigkeit“. Dobrindt sagte, bei der Diskussion über das UN-Papier befinde man sich „in einer kommunikativen Auseinandersetzung mit Rechts- und Linksaußen“. Als Linksaußen bezeichnete er ausdrücklich auch die Grünen.