AfD-Appell Höcke und der „gärige Haufen“ - Gauland entgleitet seine Partei

Berlin · Man darf den AfD-Funktionären nicht auf den Leim gehen, die jetzt in einem Appell dem extremen Rechtsausleger Björn Höcke Spaltungstendenzen und „Personenkult“ vorwerfen.

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Denn kritisch mit den völkischen und rechtsnationalen Positionen Höckes setzen sich die Unterzeichner in ihrem Papier nicht auseinander. Und sie haben den Mann jahrelang gewähren lassen. Dadurch konnte Höcke seinen „Flügel“ aufbauen und seine Stellung in der Partei festigen. Ihn wird man so schnell nicht mehr los. Vielmehr übernimmt die extreme Rechte zusehends die Macht in der AfD.

Alexander Gauland entgleitet seine Partei, das wird immer deutlicher. Einst hat er sie noch als „gärigen Haufen“ bezeichnet, was die vielen verbalen Fehltritte von AfD-Politikern erklären und entschuldigen sollte. Auch wenn er selbst vor Provokationen nicht zurückschreckt, ist Gauland eher einer der Gemäßigten in der AfD. Doch der „gärige Haufen“ ist ihm über den Kopf gewachsen. Das zeigt das Kyffhäusertreffen des „Flügels“ am Samstag in Leinefelde, das zeigt der Parteitag in Nordrhein-Westfalen. Auch im Westen gewinnt Höckes Gruppierung an Einfluss auf die Landesverbände. Kurzum: Die AfD radikalisiert sich. Sie ist schon lange keine bürgerlich-konservative Partei mehr, die sie ursprünglich mal gewesen ist.

Die vernünftigen Kräfte - und die gibt es - spielen nur noch eine geringe Rolle. Das gilt auch für Gauland. Daran ändert der Appell der Funktionäre nichts. Gemäßigte melden sich kaum noch zu Wort. Zugleich fehlt auf ihrer Seite ein populärer Vertreter, der den Höckes in der Partei Paroli bieten könnte. Das ist die Lage. Sie sollte von jenen bedacht werden, die mit einer Zusammenarbeit liebäugeln. Gemeint sind Politiker der Union