Hunderte Kliniken von Schließung bedroht

Experten raten: Besser ein geordneter Wandel als ein langsames Krankenhaussterben.

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Berlin. Landauf, landab kämpfen Bürgermeister und Landräte um den Erhalt der örtlichen Krankenhäuser — nach Ansicht von Wirtschaftsexperten stehen sie dabei oft auf verlorenem Posten. „Jedes siebte Krankenhaus könnte man vom Markt nehmen“, sagt Boris Augurzky vom Forschungsinstitut RWI bei der Vorstellung des Krankenhaus Rating Reports 2014. Die wirtschaftliche Lage vieler Kliniken sei schlecht.

Schreckensmeldungen von Kliniken in den Miesen gibt es seit Jahren. Tatsächlich ist die Zahl der Krankenhäuser in den vergangenen Jahren gesunken, zuletzt aber nur leicht: 2012 im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 Prozent auf 2017. Doch die Zahl der Häuser, die sich erhöhter Pleitegefahr gegenübersehen, nahm auf 16 Prozent zu — 13 Prozent der Häuser droht in den kommenden Jahren das Aus.

Die Experten sind sich mit den Krankenkassen weitgehend einig: Deutschland könnte mit weniger Krankenhäusern gut leben. „In Holland leben so viele Menschen wie in Nordrhein-Westfalen, trotzdem kommen die Holländer mit etwas mehr als 100 Kliniken aus, während es in NRW 400 Kliniken gibt“, heißt es beim Kassen-Spitzenverband.

Augurzky sieht es so: Gerade kleine Häuser haben oft wenig Chancen. Sie sollten Finanzhilfe bekommen — aber nicht, um sich irgendwie über Wasser zu halten. Sondern für eine geordnete Schließung, eine Umwandlung in ambulante Zentren oder zur Verlagerung ihrer Betten an größere Häuser, die mit Spezialisierung den Patienten bei geplanten Eingriffen mehr Qualität und Sicherheit bieten können. Bei Notfällen sollten Patienten aber auch weiterhin schnell in der Nähe Hilfe bekommen.

Begleitet von großen Versprechen beraten Bund und Länder bereits über eine Therapie für die Krankenhäuser. In den Ländern gibt es starke Vorbehalte gegen die von den Experten und Kassen geforderte Bereinigung der Kliniklandschaft. Und trotz des Investitionsstaus, der laut dem neuen Report 15 Milliarden Euro beträgt und für den die Länder verantwortlich sind, dürften diese ihre Mittel kaum drastisch aufstocken. Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) zeigt sich seinerseits wenig freigiebig, was frisches Geld des Bundes anbelangt.

Stattdessen könnten die Krankenkassen mehr zahlen müssen — freilich stiegen ihre Ausgaben für die Kliniken im vergangenen Jahr schon auf mehr als 64 Milliarden Euro. Für CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn ist klar, „dass immer neues Geld nach dem Gießkannenprinzip ins System zu geben, keine Lösung ist“.