Kassenärzte wollen kein Studium „Arztassistent“
Düsseldorf (dpa) - Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) macht Front gegen neue „Arztassistent“-Studiengänge an privaten Hochschulen in Deutschland. „Wir wollen keinen 'Arzt light'“, sagte der KBV-Vorstandsvorsitzende Andreas Gassen am Montag in Düsseldorf.
Mit einer solchen „Substruktur unterhalb des Arztberufes“ drohe eine Zwei-Klassen-Medizin zu entstehen. Mit den ab dem Wintersemester 2014/15 angebotenen Acht-Semester-Bachelor-Studiengängen werde ein neuer Beruf geschaffen.
Der Ärztemangel vor allem auf dem Land dürfte auch ein Thema des 117. Deutschen Ärztetags werden, der am Dienstag in Düsseldorf beginnt.
Unter anderem sollen die akademisch ausgebildeten Arztassistenten Mediziner entlasten, Pflegepersonal unterstützen, bei Operationen assistieren und kleine Eingriffe auf Anordnung des Arztes vornehmen. Die Kassenärzte sehen Probleme bei der ärztlichen Haftung. Zwar ist auch die KBV für die Übertragung bestimmter ärztlicher Aufgaben auf medizinisches Personal - sie befürchtet aber, dass die neuen „Arztassistenten“ den Arzt ersetzen könnten. „Wir wollen keine Pseudostruktur, die dazu führt, dass neue Probleme auftreten“, sagte Stefan Windau, Vize-Vorsitzender der Vertreterversammlung der KBV.
Der Ärztemangel besonders in strukturschwachen Gebieten ist nach Ansicht der Kassenärzte auch nicht durch Umverteilung der Praxen zu beheben. Gerade an zentralen Standorten mit hoher Arztdichte würden überproportional viele Patienten von außerhalb und aus anderen Stadtteilen versorgt. Die Ansiedlung von Ärzten in unterversorgten Gebieten mache nur dann Sinn, wenn diese Regionen gut an öffentliche Verkehrsmittel angebunden seien.
Der Marburger Bund als größter deutscher Ärzteverband forderte, die Zahl der Medizinstudienplätze bundesweit um zehn Prozent zu erhöhen. Bund und Länder müssten die Studienplätze auch ausreichend finanzieren, forderte der Verband der angestellten und beamteten Ärzte auf seiner Hauptversammlung. 1990 habe es allein in den alten Bundesländern 12 000 Medizinstudienplätze gegeben. Statt 16 000 Plätzen, die es nach der Wiedervereinigung aufgrund der acht hinzugekommenen Fakultäten eigentlich geben müsste, seien es aktuell aber nur noch rund 10 000.
Der Ärztemangel wird sich nach Angaben der KBV in den kommenden Jahren vor allem bei Hausärzten, Augenärzten, Chirurgen, Frauenärzten und Hautärzten bemerkbar machen. Entscheidend sei, wie man den medizinischen Nachwuchs, der durchaus vorhanden sei, von einer Niederlassung überzeugt könne. Der Ärztenachwuchs müsse bei der Praxisgründung auch finanziell unterstützt werden.