Tod des Papstes Kirchenrechtler Schüller erwartet schwieriges Konklave

Münster · Papst Franziskus hat viele neue Kardinäle aus unterschiedlichsten Erdteilen ernannt. Das werde jetzt Folgen für die Wahl des neuen Papstes haben, erwartet einer der bekanntesten deutschen Theologen.

Der renommierte Kirchenrechtler Thomas Schüller erwartet nach dem Tod von Papst Franziskus ein schwieriges Konklave. (Archivbild)

Foto: Jan Woitas/dpa

Der Kirchenrechtler Thomas Schüller erwartet nach dem Tod von Papst Franziskus ein schwieriges Konklave. Die Versammlung zur Neuwahl des Papstes werde sich vermutlich länger hinziehen, sagte der renommierte Experte von der Universität Münster der Deutschen Presse-Agentur. „Es wird, glaube ich, ein längeres Konklave, ein komplexeres Konklave, weil die Wählergruppe heterogen ist.“ Viele der in den vergangenen Jahren von Franziskus ernannten Kardinäle aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt ließen sich im Vorhinein kaum in bestimmte Fraktionen und Richtungen einteilen. Sie hätten auch keine Erfahrung damit, im sogenannten Vor-Konklave bereits die Weichen zu stellen, sagte Schüller.

„Es wird spannend zu beobachten sein: Erstens: Wird die reformorientierte Gruppe sich durchsetzen und sich auf einen Kandidaten einigen? Und zweitens: Wie sind die Freeplayer zu sehen? Die aus der Mongolei, aus Timor oder wo auch immer der Papst Kardinäle ernannt hat, die gar nicht mit den römischen Gebräuchen vertraut sind, aber hoffentlich die innere Freiheit haben, den zu wählen, den sie für den besten halten?“

Papst hat den Eurozentrismus der Kirche beendet

Schüller sagte, das Hauptverdienst des verstorbenen Papstes bestehe darin, den Eurozentrismus der katholischen Kirche - die Fixierung auf Europa - aufgebrochen und die Kirche an die Ränder geführt zu haben. „Das sieht man eben auch daran, dass im Kardinalskollegium jetzt alle Völker und Nationen vertreten sind.“ Inwieweit der Reformkurs von Franziskus Bestand haben werde, hänge davon ab, wer jetzt zu seinem Nachfolger gewählt werde. „Aber sagen wir mal so: Das hat man ja 1989 gesehen: Wenn einmal dieser Geist der Freiheit geweckt ist, dann lässt er sich nicht in die Tube zurückdrängen. Und dazu hat Franziskus die Gläubigen ermächtigt.“

Im Übrigen sei der erste Papst aus Südamerika ein Elite-kritischer Papst gewesen. „Die wirtschaftlichen, auch die theologischen Eliten, die hat er nie so gemocht. Das hat er aus einem bewussten Ansatz der Nachfolge Jesu heraus getan: Die Seelsorge gebührt den Ärmsten und Entrechteten.“ Seine Nachfolger würden daran gemessen werden.

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(dpa)