Linke streitet um Kommunismus

Lötzsch irritiert Parteifreunde. NRW-Landesverband steht zu ihr.

Berlin. Bislang sorgte eher ihr Co-Vorsitzender Klaus Ernst für Schlagzeilen: Nachdem die Linke im Mai 2010 ihr neues Führungsduo gewählt hatte, musste sich der Ex-Gewerkschaftler Ernst mit Vorwürfen auseinandersetzen, ein „Luxus“-Linker zu sein — wegen seines Lebensstils.

Die aus dem Osten stammende Gesine Lötzsch (Foto) dagegen galt manchen als zu zaghaft. Mit ihrem Text in der marxistischen Zeitung „Junge Welt“ hat sich dies nun schlagartig geändert.

„Die Wege zum Kommunismus können wir nur finden, wenn wir uns auf den Weg machen und sie ausprobieren, ob in der Opposition oder in der Regierung. Auf jeden Fall wird es nicht den einen Weg geben, sondern sehr viele unterschiedliche Wege, die zum Ziel führen“, schreibt Lötzsch.

Auch die Linke selbst ist irritiert. Für sie kommt die Debatte zur Unzeit: Es stehen sieben Landtagswahlen an. In Sachsen-Anhalt rechnet sich die Partei Chancen aus, stärkste Fraktion zu werden und den Ministerpräsidenten zu stellen. In Berlin soll die Koalition mit der SPD fortgeführt werden.

Vom Kommunismus hat sich die Linke, die 2007 aus der Fusion von Wahlalternative Soziale Gerechtigkeit (WASG) mit der SED- Nachfolgepartei PDS hervorging, offiziell verabschiedet. Extreme Gruppen innerhalb der Partei wie die Kommunistische Plattform gelten als nicht mehrheitsfähig. Linke-Politiker, die in Brandenburg und Berlin mit der SPD in Regierungsverantwortung sind, betonten, dass es nur eine demokratische Linke geben könne.

Der sächsische Landeschef Rico Gebhardt wetterte: „Wenn man über Kommunismus schreibt, auch als Idee, sich aber nicht dazu äußert, was Kommunismus auch angerichtet hat, dann ist es nicht besonders hilfreich in Zeiten des Wahlkampfes.“

Die Linke in NRW verteidigt Lötzsch hingegen. Der Landesvorstand stehe mit großer Mehrheit hinter dem Artikel von Lötzsch, sagte der Leiter der Landesgeschäftsstelle der Linken in NRW, Michael Kretschmer.