Statistik Millionen Menschen leben in Deutschland mit nur 719 Euro im Monat

Berlin. Das durchschnittliche Einkommen der armutsgefährdeten Personen in Deutschland lag im vergangenen Jahr nur bei durchschnittlich 719 Euro im Monat und damit fast 30 Prozent unterhalb der offiziellen Armutsschwelle.

Suppenküchen erfreuen sich immer größerer "Beliebtheit".

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Das geht aus Daten der EU-Statistikbehörde Eurostat hervor, die die Linksfraktion im Bundestag angefordert hatte.

Rund 13,4 Millionen Menschen waren 2015 von Armut wegen Geldproblemen bedroht. Das ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes etwa jede sechste Person in Deutschland. Nach EU-Definition gilt als armutsgefährdet, wer über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt.

2015 lag dieser Schwellenwert für eine alleinlebende Person in Deutschland bei 1033 Euro im Monat. Aus den detaillierten Angaben von Eurostat lässt sich indes ermitteln, wie viel Nettoeinkommen die an der Armutsschwelle lebenden Personen im Schnitt tatsächlich beziehen - es sind nur durchschnittlich 719 Euro im Monat. Damit liegen die Einkünfte im Schnitt beinah um ein Drittel unter der von der EU definierten, aktuellen Armutsschwelle in Deutschland.

"Schon mit 1033 Euro im Monat ist das Leben ein ständiger Kampf mit den Rechnungen", meinte die Sozialexpertin der der Linken, Sabine Zimmermann, im Gespräch mit unserer Redaktion. "Millionen Menschen haben aber noch deutlich weniger und werden nicht nur vom gesellschaftlichen Leben, sondern oft genug vom Lebensnotwendigen ausgeschlossen."

Den statistischen Angaben zufolge sind 4,4 Prozent der Bevölkerung in Deutschland von erheblichen materiellen Entbehrungen betroffen. Das heißt zum Beispiel, dass sie ihre Miete nicht bezahlen und ihre Wohnung nicht angemessen beheizen können. EU-weit liegt der Anteil der Betroffenen mit 8,1 Prozent allerdings fast doppelt so hoch wie in Deutschland.

Der Sozialstaat müsse so ausgebaut werden, dass er die Menschen wirksam vor Armut schützen könne, forderte Zimmermann. Viel Menschen scheuten sich, staatliche Hilfe zu beantragen, weil sie mit Schikanen verbunden sei. "Es ist ein Armutszeugnis für die Bundesregierung, dass sie davor seit Jahren die Augen verschließt", kritisierte Zimmermann.