Namensgebung: Stuttgart streitet über den Rommel-Flughafen

Dem langjährigen OB soll ein Denkmal gesetzt werden. Das Problem ist aber sein Vater.

Manfred Rommel wird von vielen Stuttgartern verehrt. Er ist der Sohn ...

Foto: Bernd Weissbrod

Stuttgart. Auf Manfred Rommel lassen die Stuttgarter nichts kommen. Viele verehren ihren vor gut einem halben Jahr im Alter von 84 Jahren gestorbenen Alt-Oberbürgermeister vor allem als Wächter der Toleranz. Keine Frage, dass man einen Flughafen nach ihm benennen will. Das Pikante an der Namenswahl ist jedoch Rommels Vater: Generalfeldmarschall Erwin Rommel (1891-1944), der wegen seines Einsatzes während des Afrika-Feldzugs als „Wüstenfuchs“ bekannt und zum wichtigen Bestandteil der Nazi-Kriegspropaganda wurde. An welchen Rommel mag ein Amerikaner oder Japaner denken, wenn sein Flieger in Stuttgart landet?

... von Erwin Rommel, Generalfeldmarschall ab 1942. Rommel bekam den Spitznamen "Wüstenfuchs" nach dem Afrika-Feldzug.

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Ein „Geschmäckle“, wie man am Neckar sagt, hat der Name für Auswärtige schon. Ein Bauchgrimmen lässt sich nicht wegdiskutieren. Aus Leserbriefen in Zeitungen werden Aussagen zitiert wie: „Ich schäme mich in Grund und Boden, wenn ich das nächste Mal Freunde in Israel besuche und an meinem Koffer das Namensschild Rommel baumelt.“

Um keinen Zweifel aufkommen zu lassen, gab es zwischenzeitig sogar die Überlegungen, Deutschlands sechstgrößtem Airport den gestelzten Namen „Oberbürgermeister-Rommel-Flughafen“ zu geben. Andere wollten auf „Theodor-Heuss-Flughafen“ umschwenken. Heute soll der Aufsichtsrat des Flughafens über den Namen entscheiden.

Namen mit Kriegsvergangenheit lösen gerne mal Diskussionen aus: Raumfahrt-Visionär Wernher von Braun (1912-1977) etwa gilt inzwischen nicht mehr als geeignetes Vorbild für Schüler. Als wohl letzte Wernher-von-Braun-Schule in Deutschland legte die Gesamtschule im osthessischen Neuhof den Namen des umstrittenen Raketen-Ingenieurs ab. Von Braun hatte für die Nazis die V2-Rakete entwickelt, die als Wunderwaffe gepriesen worden war. Münster beschäftigte sich über Jahre kontrovers mit dem Namen Hindenburgplatz, benannt nach dem einstigen Generalfeldmarschall und Reichspräsidenten Paul von Hindenburg. Der Platz wurde 2012 zum Schlossplatz, ein Bürgerentscheid gegen die Umbenennung scheiterte.

Im besonderen Stuttgart-Fall war es am Ende der Grüne Fritz Kuhn, Manfred Rommels Nach-Nachfolger als Oberbürgermeister, der mit Einverständnis der Familie Rommel eine überwältigende politische Mehrheit für den Titel Manfred-Rommel-Flughafen organisierte. Auch ein Beleg dafür, wie allumfassend die Verehrung des CDU-Politikers ist