Organspende: Ruf nach mehr Kontrolle
Der Transplantationsskandal weitet sich aus. Bereits in der Vergangenheit gab es ähnliche Vorfälle.
Hannover. Wenige Tage vor einer Änderung des Transplantationsgesetzes werden Rufe nach Konsequenzen aus dem Göttinger Organspendeskandal lauter. Politiker und Patientenvertreter sehen auch Kliniken in der Pflicht. Ärztekammer-Chef Frank Ulrich Montgomery sagte, es müsse geklärt werden, ob die Selbstkontrolle in den Kliniken ausreichend funktioniere.
Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn, forderte den Entzug der Approbation für die Göttinger Ärzte. Wenn die Fälle keine Konsequenzen haben sollten, müsse man überlegen, ob man die Transplantation nicht in staatliche Hände geben sollte.
In Göttingen sollen zwei Ärzte die Labordaten von Dutzenden Patienten derart geändert haben, dass ihre Patienten auf den Wartelisten für Organe weiter nach oben rückten. Gegen die Mediziner der Uniklinik wird wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und möglicher Bestechlichkeit ermittelt. Patienten seien wegen der Manipulationen womöglich nicht mehr rechtzeitig an ein Organ gekommen und gestorben, sagte ein Staatsanwalt.
Einer der Mediziner soll auch an seiner vorherigen Arbeitsstätte an der Uniklinik Regensburg schon 2005 für Missstände bei Transplantationen gesorgt haben.
Das „Göttinger Tageblatt“ berichtet unterdessen, dass mehrere Hinweise auf Ungereimtheiten bereits in den 90er-Jahren schließen lassen.
Montgomery sagte, er sehe als Folge des Skandals einen „schweren Vertrauensverlust“ für die Transplantationspraxis.
Außerdem müssten die Akten von allen Transplantationszentren in Deutschland untersucht werden, meinte der Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung, Eugen Brysch. Es könnte noch weitere Fälle geben. dpa