Große Länder-Unterschiede Ost-West-Annäherung beim Armutsrisiko
Berlin (dpa) - Bei der Armutsgefährdung haben sich Ost- und Westdeutschland in den vergangenen Jahren etwas angenähert. So ging der Anteil der von Armut bedrohten Menschen in Ostdeutschland binnen zehn Jahren von 19,2 Prozent auf 18,4 Prozent im vergangenen Jahr zurück.
In Westdeutschland ohne Berlin stieg die Quote von 12,7 auf 15 Prozent. Darauf machte die Linken-Abgeordnete Sabine Zimmermann unter Berufung auf Daten der Statistischen Ämter von Bund und Ländern aufmerksam.
Zimmermann sagte der Deutschen Presse-Agentur zum Tag der Deutschen Einheit in Berlin, es sei für die Bundesregierung blamabel, „dass die Armutsgefährdung in ganz Deutschland zunimmt und sich der Westen dem niedrigen Ostniveau angleicht“. Deutschlandweit stieg die Armutsgefährdungsquote von 2006 bis 2016 von 14 auf 15,7 Prozent 2016.
Am niedrigsten lag die Quote im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg (11,9 Prozent) und Bayern (12,1). Die höchsten Werte verzeichnete Bremen (22,6), Sachsen-Anhalt (21,4), Mecklenburg-Vorpommern (20,4) und Berlin (19,4 Prozent).
Als armutsgefährdet gilt, wer mit weniger als 60 Prozent des Durchschnitts auskommen muss. 2016 waren das 969 Euro Nettoeinkommen in einem Einpersonenhaushalt. Der Wert („Äquivalenzeinkommen“) berücksichtigt alle Einkünfte mit bestimmten Gewichtungen.
Besonders hoch und auch deutlich höher als im Westen ist die Armutsgefährdung von jungen Ostdeutschen. 2016 waren 35,9 Prozent der 18- bis unter 25-Jährigen in den neuen Ländern armutsgefährdet. Im früheren Bundesgebiet waren es 23,8 Prozent. Die Armutsgefährdung von Personen mit niedrigem Qualifikationsniveau lag im Osten mit 49,1 Prozent aber deutlich höher als im Westen mit 38,9 Prozent.
Besonders betroffen sind Alleinerziehende. Bei Haushalten mit einer oder einem Erwachsenen mit Kind oder Kindern sind 42,4 Prozent im Westen und 46,9 Prozent im Osten armutsgefährdet.
Unter den Großstädten stechen Dortmund mit einer Quote von 24,2 Prozent, Nürnberg mit 23,3 Prozent, Duisburg mit 22,8 Prozent und Leipzig mit 22,4 Prozent hervor.
Zimmermann sagte: „Über 25 Jahre nach der Deutschen Einheit ist es nicht nachvollziehbar, dass es immer noch ein deutliches Einkommensgefälle zwischen West und Ost gibt.“ Nötig seien die Erhöhung des Mindestlohns, das Zurückdrängen prekärer Beschäftigung, die Stärkung der Rente und eine sanktionsfreie Mindestsicherung.