Patienten sollen schneller zum Facharzt können
Union und SPD wollen Praxisbesuch innerhalb von vier Wochen garantieren. Der Vorstoß ist umstritten.
Berlin. Monatelanges Warten auf einen Termin beim Facharzt soll nach den Vorstellungen von Union und SPD bald vorbei sein: Länger als vier Wochen soll künftig keiner mehr darauf warten müssen. „Gesetzlich Versicherte zahlen bis zu 350 Euro Beitrag im Monat. Wir finden, dafür muss auch eine zeitnahe Terminvermittlung möglich sein,“ sagte der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn.
Anders als beim Hausarzt hat der Facharzt-Besuch derzeit oft einen langen Vorlauf. Ein Beispiel: Ein Mitglied unserer Redaktion bemühte sich gestern um einen Termin beim Augenarzt. In drei Monaten darf er kommen. Wer zum Orthopäden, Kardiologen, Gynäkologen, Rheumatologen oder Psychotherapeuten will, muss für einen Termin jetzt ebenfalls schon den Kalender 2014 bemühen.
Um die schnelle Termin-Vergabe zu gewährleisten, sollen die Kassenärztlichen Vereinigungen nun mit den Krankenkassen eigens Servicestellen einrichten. Bekommt ein gesetzlich Versicherter innerhalb von vier Wochen keinen Termin beim Facharzt, könne er eine Klinik aufsuchen, sagte Karl Lauterbach (SPD).
Die ambulante Facharztbehandlung in der Klinik, die bisher nur in Ausnahmefällen möglich war, würde aus dem Krankenkassenbudget der niedergelassenen Ärzte bezahlt.
Gesetzliche Krankenkassen und Krankenhausträger begrüßten gestern die schwarz-roten Koalitionspläne. Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Georg Baum, sagte unserer Zeitung: „Die Barriere zwischen ambulanter und stationärer Versorgung würde zugunsten der Patienten weiter abgebaut.“ Damit stünden ihnen ortsnah alle medizinischen Einrichtungen offen.
Aus der Ärzteschaft kommt hingegen heftiger Widerstand. Als „bloße Luftakrobatik“ wertete der Vorsitzende des Hartmannbundes, Klaus Reinhart, die Pläne. Die Kliniken seien selbst schon überlastet.