„Die nächstliegende Option“ Pflege-Personalmangel: Spahn will mehr ausländische Kräfte

Berlin (dpa) - Zur Überwindung des Personalmangels will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mehr Pflegekräfte aus dem Ausland für einen Job in Deutschland gewinnen.

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Diese aus den Nachbarländern einzuladen, „ist die nächstliegende Option“, sagte der CDU-Politiker an Ostern der „Rheinischen Post“. Er verwies dabei auf die in der EU geltende Arbeitnehmerfreizügigkeit. Spahn forderte zugleich eine raschere Anerkennung von Abschlüssen für Pflegekräfte und Ärzte aus dem Ausland.

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach lehnte Spahns Anwerbe-Plan ab. „Wir sollten nicht anderen Ländern Pflegekräfte weg kaufen, dort fehlen sie auch bereits“, schrieb er bei Twitter und mahnte eine bessere Bezahlung der Pflegekräfte an. „Einfach nur den Koalitionsvertrag umsetzen, nicht ständig Neues“. Die Sprecherin für Pflegepolitik der Grünen-Bundestagsfraktion, Kordula Schulz-Asche, rief Spahn auf, „schnellstmöglich ein umfassendes Programm für eine Pflege-Offensive“ vorzulegen.

Nach einer Mitte März vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung vorgelegten Studie gibt es 17.000 offene Stellen in den Pflegeheimen - vor allem wegen des Fachkräftemangels und der abnehmenden Qualität der Bewerber. Zu seinem Amtsantritt hatte Spahn angekündigt, den Pflegeberuf attraktiver machen zu wollen, etwa über eine bessere Entlohnung. Via Twitter betonte er am Wochenende, dass das Gewinnen ausländischer Pflegekräfte nur ein Baustein sei, um die Pflege-Probleme anzugehen.

In dem Zeitungsinterview kritisierte der Minister, manchmal seien ausländische Pflegekräfte und Ärzte über Monate, teils sogar über Jahre in Deutschland und könnten nicht loslegen, weil das Verfahren zur Anerkennung sich so ziehe. Selbstverständlich müsse die ausländische Qualifikation gleichwertig mit der deutschen sein, das gehöre gründlich geprüft. „Wir sollten aber mit den Bundesländern die Überprüfungen deutlich beschleunigen“, so Spahn.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz wies darauf hin, dass ausländische Ärzte hierzulande zuallererst an mangelnden Sprachkenntnissen scheiterten. „Die erst 2015 eingeführten verschärften Sprachtests müssen aber bleiben“, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur. Schließlich habe der Arzt Patientengespräche zu führen. Nur so könne er die richtige Diagnose stellen und dem Patienten die Behandlung erläutern. „Es ist also graue Theorie zu behaupten, die schleppende Anerkennung der Abschlüsse sei das Problem.“

Brysch wies zudem darauf hin, dass ausländische Ärzte in Deutschland nicht einmal ihre Approbation erneut ablegen müssen. „Das ist für Ärzte aber Pflicht, die in Deutschland ihren Abschluss erworben haben, um im Nicht-EU-Ausland zu arbeiten.“