„Politbarometer“: SPD verliert
Berlin (dpa) - Der öffentlich ausgetragene Zwist an der Parteispitze hat die SPD laut einer Umfrage in der Wählergunst weiter sinken lassen. Die Sozialdemokraten verloren im ZDF-„Politbarometer“ zwei Punkte und rutschten mit 26 Prozent auf den schlechtesten Stand in dieser Befragung seit gut zwei Jahren.
Dagegen legte die Union um einen Punkt zu und erreichte mit 43 Prozent den höchsten Wert seit 2005, als die Regierungszeit von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) begann. SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hatte Parteichef Sigmar Gabriel indirekt Illoyalität vorgeworfen und von ihm uneingeschränkte Unterstützung gefordert; beide haben die Auseinandersetzung inzwischen für beendet erklärt.
Unverändert bleiben in der Sonntagsfrage die FDP mit 4 Prozent, die Linke mit 6 Prozent, die Grünen mit 13 Prozent und die eurokritische Alternative für Deutschland mit 3 Prozent. Demnach wären derzeit weder eine Fortsetzung der schwarz-gelben Koalition noch die von SPD und Grünen angestrebte gemeinsame Regierung möglich.
SPD-Chef Gabriel hält das Wählerpotenzial der Union für ausgeschöpft. „Die CDU ist ausmobilisiert, die SPD und die Grünen nicht“, sagte er im ZDF. Er äußerte sich zuversichtlich, dass es Aufwind für seine Partei geben könne: „Immer dann, wenn wirklich über die Frage geredet wird: "Was bewegt die Menschen", dann legt die SPD zu.“ Wenn nicht über das gesprochen werde, was wichtig im Land sei, dann gebe es keine Wahlkampfstimmung.
Laut „Politbarometer“ zeigt sich in der Befragung vor allem das beeinträchtigte Image der SPD infolge der Differenzen Steinbrücks und Gabriels. 63 Prozent der Befragten sind demnach der Meinung, die SPD sei in wichtigen Fragen eher zerstritten. Im März waren es 42 Prozent. Die CDU halten fast unverändert 37 Prozent für eher zerstritten.
Bei der Kanzler-Frage baut Amtsinhaberin Merkel ihren Vorsprung aus. 65 Prozent wünschen sich die CDU-Vorsitzende als Regierungschefin, während 27 Prozent lieber Steinbrück im Amt sähen. Anfang Juni hatte Merkel mit 59 zu 30 Prozent vor Steinbrück gelegen.
Die Forschungsgruppe Wahlen, die vom 25. bis 27. Juni 1276 Wahlberechtigte befragte, gibt den Fehlerbereich ihrer Umfrage mit plus/minus zwei bis drei Prozentpunkten an.