Hackerangriff Deutsche Politiker und Prominente gehackt - So äußert sich die Bundesregierung

Berlin · Hunderte deutsche Politiker, Journalisten und Prominente sind Opfer eines Hackerangriffs geworden. Dabei wurden sehr private Daten über Twitter veröffentlicht. Der Hacker-Account wurde mittlerweile gesperrt. Die Ermittlungen dauern an.

Bundeskanzlerin Angela Merkel ist wohl ebenfalls betroffen.

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Unbekannte Hacker haben persönliche Daten und Dokumente von hunderten deutschen Politikern, anderen Prominenten und Journalisten im Internet veröffentlicht. Sprecher des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV) sagten der Nachrichtenagentur AFP am Freitag, die Behörden seien mit dem Vorgang befasst.

Wie das RBB Inforadio und die "Bild"-Zeitung am Freitag berichteten, waren auch private Chats und Kreditkarteninformationen einsehbar. Betroffen sind demnach Politiker aller im Bundestag vertretenen Parteien mit Ausnahme der AfD, also CDU/CSU, SPD, Grüne, Linke und die FDP. Erste Untersuchungen bei den betroffenen Parteien hätten ergeben, dass sich die Hacker möglicherweise Zugang über das E-Mail-Programm Outlook verschafften, schrieb die "Bild"-Zeitung weiter.

Wie dpa berichtet, ist auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betroffen. In dem Datensatz tauchen unter anderem eine Faxnummer, eine E-Mailadresse und mehrere Briefe von der und an die Kanzlerin auf.

Unter den Opfern des Hackerangriffs sind der "Bild"-Zeitung zufolge auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, die Moderatoren Jan Böhmermann und Christian Ehring, Bands und Künstler wie der Deutsch-Rapper Materia und die Band K.I.Z, sowie Journalisten von ARD und ZDF.

Diese Informationen wurden veröffentlicht

Jan Böhmermann gehört zu den prominentesten Opfer des Hackerangriffs.

Foto: dpa/Matthias Balk

Dem RBB zufolge sind von hunderten Politikern die Kontaktdaten wie Handynummern und Adressen aus dem Bundestag und zum Teil auch aus der Landespolitik veröffentlicht worden. Auch sehr persönliche Daten wie abgelichtete Personalausweise, Briefe oder Rechnungen und parteiinterne Dokumente wie Bewerbungsschreiben für Parteitage, parteiinterne Kommunikation oder Adress- und Mitgliederlisten seien ins Internet gestellt worden.

„Wir sind seit gestern Abend mit dem Thema befasst und kümmern uns darum, unsere Leute zu informieren“, sagte ein Sprecher der SPD am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Ansonsten ist das natürlich eine Sache für die zuständigen Behörden. Wir stehen mit ihnen in Kontakt, die Behörden wurden von uns informiert.“

Daten wurden über Twitter verbreitet

Verbreitet wurden die Daten demnach bereits vor Weihnachten über den Kurzbotschaftendienst Twitter. Die Informationen sollen in einer Art Adventskalender Stück für Stück an die Öffentlichkeit gelangt sein. Bemerkt worden sei dies aber erst am Donnerstagabend, berichtete der RBB. Wer die Daten gestohlen hat, ist noch unklar. Die Angriffe liefen der "Bild"-Zeitung zufolge bis Ende Oktober 2018. Wann sie anfingen, sei noch unklar.

Twitter-Account mittlerweile gesperrt

Der Twitter-Account, der zwischenzeitlich mehr als 17.000 Follower hatte, ist mittlerweile gesperrt worden. Der Account war am Freitag zunächst noch zu erreichen, ab dem Vormittag erschien dann der Hinweis "Account gesperrt".

Bundesregierung äußert sich zum Stand der Ermittlungen

Im Augenblick äußert sich die stellvertretende Regierungssprecherin Martina Fietz zum Stand der Ermittlungen. Sie warnte, es könnten auch gefälschte Daten in das Material eingeschleust worden sein. Das Kanzleramt hat nach diesen Angaben am Donnerstagabend Kenntnis von dem Fall bekommen. Aus dem Kanzleramt selbst sind den Angaben zufolge infolge des Datenlecks keine sensiblen Daten abgeflossen. Das gelte auch für den Bereich von Kanzlerin Angela Merkel, sagte Fietz.

Die Bundesregierung weiß noch nicht, ob die Daten durch einen Hackerangriff abgefischt wurden. Auf welche Art und Weise die Daten abgeflossen seien, „lässt sich noch nicht mit Sicherheit feststellen“, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Die Sicherheitsbehörden hätten festgestellt, dass es sich sowohl um „relativ aktuelle als auch um ältere Datenpakete handelt“.

Man hält es in Regierungskreisen nach dpa-Informationen auch für möglich, dass jemand, der durch seine Tätigkeit Zugang zu sensiblen Daten hat, diese online gestellt haben könnte. Fest stehe bereits, dass der Datenabfluss nicht über das Regierungsnetz erfolgt sei, hieß es. Ein möglicher Angriffspunkt sei das Netz des Bundestages. Zu den Betroffenen zählen aber auch Landtagsabgeordnete.

(AFP/dpa/red)