Am Kyffhäuserdenkmal Proteste begleiten Treffen des rechtsnationalen AfD-Flügels

Kyffhäuserland/Eisenach (dpa) - Die AfD hat in Thüringen zwei Gesichter gezeigt. Zwischen 550 und 600 Menschen nahmen laut Polizei am Kyffhäuserdenkmal an einem Treffen der rechtsnationalen Gruppierung „Der Flügel“ mit Parteivize Alexander Gauland, Parteichef Jörg Meuthen und dem Thüringer Landesvorsitzenden Björn Höcke teil.

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Auf der Wartburg in Eisenach gründete sich nahezu zeitgleich die „Alternative Mitte in Thüringen“. Ihr Ziel: den politischen Diskurs und die innerparteiliche Demokratie stärken.

Auf dem Kyffhäuser begrüßte AfD-Vize Gauland den Austritt von Holger Arppe aus der Partei. „Solche Leute wollen wir nicht bei uns haben“, sagte der AfD-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl der Deutschen Presse-Agentur. „Das hat nichts mit uns zu tun.“ Arppe hatte die Partei und die AfD-Landtagsfraktion in Mecklenburg-Vorpommern am Donnerstag nach Enthüllungen von NDR und „taz“ über Chatprotokolle mit Gewaltäußerungen und kinderpornografischen Fantasien verlassen.

Das Treffen selbst hatte unter lautstarkem Protest begonnen. Etwa 60 Gegendemonstranten hatten die Teilnehmer zuvor bei ihrer Anfahrt mit Trillerpfeifen ausgepfiffen. Sie zeigten Transparente mit Aufschriften wie „Der AfD die Flügel stutzen“ und „Rassismus ist keinen Alternative“. Die Veranstaltung selbst war nicht öffentlich.

Anmelderin der Gegendemonstration war die Thüringer Linken-Landtagsabgeordnete Katharina König-Preuss. Sie halte es für notwendig, bei dieser Veranstaltung Gesicht zu zeigen, sagte sie. „Da muss dringend gegengehalten werden“ - insbesondere im Jahr der Bundestagswahl.

„Der Flügel“ wurde 2015 von Höcke und dem Landeschef der AfD in Sachsen-Anhalt, André Poggenburg, ins Leben gerufen. Er entstand als Reaktion auf die Versuche von Parteigründer Bernd Lucke, die Partei klar nach rechts abzugrenzen.

Zur Gründung der „Alternativen Mitte“ in Eisenach sagte der Mitinitiator und Vorsitzende des AfD-Kreisverbandes Südthüringen, Helmut Witter, die AfD habe bei ihrer Gründung als oberstes Ziel die Meinungsfreiheit auf ihre Fahnen geheftet. „Dann müssen wir das auch innerparteilich akzeptieren.“ Thüringen ist nach Bayern das zweite Bundesland, in dem sich eine „Alternative Mitte“ in der AfD gegründet hat. „Eine Spaltung der Partei - wie uns in ersten Reaktionen bereits bescheinigt wird - ist mitnichten unser Ziel“, sagte Witter der Deutschen Presse-Agentur. Er gehörte nach eigenen Angaben zu den Gründungsmitgliedern unter Bernd Lucke.

40 bis 60 Mitglieder haben laut Witter bislang ihr Interesse an einer Mitarbeit in der Initiative bekundet. In ihrem Gründungsaufruf streben sie nach Zeitungsangaben wie Parteimitglieder in Bayern eine klare Abgrenzung zum Rechtsextremismus an.