Führerschein Senioren sollen Autoschlüssel häufiger freiwillig abgeben
Unfallforscher fordern regelmäßige Tests für ältere Fahrer ab 75 Jahren. Die Fahrtauglichkeit nimmt im hohen Alter oft sehr stark ab.
Berlin/Düsseldorf. Etwa 3300 ältere Autofahrer haben sich im vergangenen Jahr freiwillig von Experten der Autoclubs ADAC und ACE testen lassen, wie fit sie noch am Steuer sind. Dazu haben sie eine sogenannte Feedbackfahrt gemacht. Um ihren Führerschein müssen die Teilnehmer nicht fürchten, rechtliche Konsequenzen haben die Tests nicht.
Im Vergleich zu allen Rentnern mit Führerschein ist die Zahl derjenigen, die bei einem solchen Check mitmachen, sehr klein. Daher fordern die Unfallforscher der Versicherer eine verpflichtende Feedbackfahrt für alle älteren Autofahrer ab 75 Jahren. „Über 75-Jährige sind an drei Viertel der schweren Unfälle, an denen sie beteiligt sind, schuld“, sagt der Leiter der Unfallforscher der Versicherer, Siegfried Brockmann. „Diese Quote ist höher als bei den Fahranfängern bis 21 Jahren.“ Viele Ältere sehen und hören schlechter, sie reagieren langsamer oder können nicht mehr über die Schulter schauen. Zusätzlich fordern die Unfallforscher regelmäßige Sehtests im Abstand von fünf Jahren — auch für junge Autofahrer.
Einen „Sicher Mobil“-Kurs des Verkehrssicherheitsrats besuchten im vergangenen Jahr etwa 83 000 Senioren. Dort lernen sie etwa, wie man ohne Auto auskommt und auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigt. Für solche Angebote interessieren sich laut dem Verband immer mehr Rentner. Wie viele Senioren in Deutschland einen Führerschein haben, lässt sich nicht genau beziffern. Ein zentrales Register wird erst seit 1999 geführt. Darin sind von geschätzten 56 Millionen Führerscheininhabern nur 37,5 Millionen erfasst. Von den Pkw-Haltern hierzulande dürften derzeit deutlich mehr als drei Millionen 75 Jahre oder älter sein.
Mediziner fordern seit Jahren, die Fahrtauglichkeit von älteren Menschen regelmäßig zu prüfen. Sie verweisen darauf, dass ab einem Alter von 70 Jahren häufig Demenzerkrankungen auftreten. Deren Anzeichen versuchten die Betroffenen zu verheimlichen und zu kompensieren. Das seit Jahren von CSU-Politikern geführte Bundesverkehrsministerium hat dazu bisher eine klare Position vertreten, die sich auch mit Andreas Scheuer an der Spitze nicht ändern dürfte. Verpflichtende Tests für Senioren wird es demnach nicht geben. Man setzt auf die Bereitschaft der älteren Führerscheininhaber, ihre Fahrtauglichkeit freiwillig prüfen zu lassen. Dabei besteht allerdings das Risiko, dass „nicht diejenigen hingehen, die man meint“, warnt Unfallforscher Brockmann.
Auch der ADAC befürwortet freiwillige Fahrprüfungen für Senioren. Wie andere Clubs bietet der ADAC Fahrfitness-Checks an, bei dem die Teilnehmer mit eigens geschulten Fahrlehrern ihr Können auf den Prüfstand stellen. Das Angebot richtet sich nicht nur an Senioren, sondern auch an Autofahrer, die zum Beispiel einen schweren Unfall oder eine langwierige Krankheit hatten. Danach gibt es ein Vier-Augen-Gespräch, bei dem eine mögliche Fahruntauglichkeit klar angesprochen wird. An die Behörden gehen diese Informationen aber nicht. Red