Senior gibt „Lappen“ freiwillig ab

Der Horremer Jakob Mäurer folgt einem ärztlichen Rat und fährt kein Auto mehr. Er fordert andere Altersgenossen auf, es ihm gleich zu tun.

Foto: Tinter

Dormagen. Als Jakob Mäurer sich vor zwei Jahren entschloss, sein Auto zu verkaufen, um sich fortan nicht mehr hinters Steuer zu setzen, ist ihm diese Entscheidung zwar nicht ganz leicht gefallen. Aber diesen Schritt ist der heute 77-Jährige konsequent gegangen — und er appelliert an seine Altersgenossen, es ihm gleich zu tun. „Sie sollen den Führerschein freiwillig abgeben oder sich einfach nicht mehr ins Auto setzen, wenn sie von ihrem Arzt diese Empfehlung bekommen.“ Mit diesem Anliegen hat sich der Senior, der mit seiner Ehefrau in Horrem lebt, an den ADAC, an seine Krankenkasse und auch an ein Apotheken-Magazin gewandt. Mäurer sagt eines klipp und klar: „Ich bin dagegen, dass Senioren ab einem bestimmten Alter den Führerschein abgeben müssen.“ Er setzt auf Freiwilligkeit.

Vom Automobilclub in München hat er auch eine freundliche Antwort erhalten. „Zu Ihrem Entschluss, dem Rat der Ärzte Folge zu leisten und zukünftig auf die motorisierte Teilnahme am Straßenverkehr zu verzichten, kann man Ihnen nur gratulieren“, sagt die Sprecherin aus der Abteilung Leserservice. „Nicht viele ältere Autofahrer, die auf Medikamente angewiesen sind oder deren Fahrtüchtigkeit nachgelassen hat, zeigen so viel Einsicht.“

Statistisch gesehen gibt es keine Notwendigkeit, Zwangsmaßnahmen gegenüber älteren Autofahrern zu ergreifen. Nach einer Untersuchung, die der ADAC veröffentlichte, haben Senioren ab 65 Jahren im Jahr 2015 als Autofahrer etwa 15 Prozent der Unfälle mit Personenschäden in Deutschland verursacht. Ihr Anteil an der Bevölkerung liegt bei etwa 21 Prozent. Ab dem 70. Lebensjahr nimmt der prozentuale Anteil der Pkw-Fahrer als Unfallverursacher bezogen auf ihre Fahrleistung zwar zu, erreicht in der absoluten Größe jedoch nicht die Zahl der jungen Fahranfänger. Bei den Hauptverursachern von Unfällen mit Getöteten lag die Zahl 2015 in der Gruppe 75 Jahre und älter bei 250 (2005: 198), bei den 65- bis 74-Jährigen bei 172 (2005: 226).

Für Jakob Mäurer geht es um die Eigenverantwortung, „die jeder Mensch besitzt. Das verlange ich einfach“. Der heutige passionierte Fahrradfahrer und Nutzer von Bus und Bahn hat aufgrund diverser Krankheiten und Operationen den Rat von Ärzten bekommen, besser künftig aufs aktive Autofahren zu verzichten, „das ist besser für Sie und für Andere“, hatte es geheißen.

Mäurer war in der heimischen Sportszene lange ein bekannter Mann. Er führte viele Jahre als Vorsitzender den Tischtennis-Kreis, war Schiedsrichter bis zur Bundesliga und spielte selbst bei Westdeutschen Meisterschaften. „Heute fahre ich bis zu 6000 Kilometer im Jahr mit dem Rad.“ Er ist wegen der Medikamenteneinnahme vorsichtig geworden. „Das betrifft sicherlich viele Ältere, die auf Medikamente angewiesen und mit dem Auto unterwegs sind. Ich glaube, viele Unfälle könnten verhindert werden.“ Der ADAC sagt: „Ältere Fahrer halten sich deutlich mehr an Verkehrsregeln.“