Stadt will vermehrt Studenten statt teurer Gutachter anheuern

Der Vorschlag der FDP-Fraktion stößt im Rathaus auf positive Resonanz.

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Dormagen. Vor fünf Jahren war es Tobias Oechsle, ein Student der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Köln, der mit statistischen Erhebungen zu Einsatzauswertungen der Feuerwehr einen wesentlichen Beitrag für den heute noch gültigen Brandschutzbedarfsplan leistete. Er war und ist keine Ausnahme: Immer wieder unterstützen Studenten die Arbeit der Verwaltung. Und genau in diese Richtung zielt ein Antrag der FDP, der gestern Abend im Hauptausschuss behandelt wurde: Die Stadtverwaltung soll prüfen, inwieweit Studierende bei der Vergabe von Gutachten berücksichtigt werden können.

In der Beratungsvorlage, in der sich die Mitglieder des Hauptausschusses mit diesem Thema befassten, gibt es (standardisiert für alle Themen) die Rubrik „Finanzielle Auswirkungen“. Dort gibt die Verwaltung zwar an, dass die Umsetzung beziehungsweise Intensivierung des FDP-Anliegens keine Auswirkungen habe. Wahrscheinlich ist es tatsächlich schwer, einen finanziellen Effekt zu ermitteln, aber dass die Stadt spart, wenn sie ganze Arbeiten oder zumindest Teile von Studenten anstelle von gut bezahlten externen Experten anfertigen lässt, liegt auf der Hand. Genau darauf zielt der Antrag der Dormagener Liberalen auch ab: „In erster Linie würde die Stadt hohe Gutachterkosten sparen, da studentische Gutachten im Rahmen von Bachelor- und Masterarbeiten annähernd kostenneutral sind“, sagt Fraktionsvorsitzender Karlheinz Meyer. Er sieht einen weiteren Nebeneffekt: „Zusätzlich wäre es denkbar, dass auf diese Weise geeignete Bewerber für vakante Stellen in der Verwaltung gefunden werden.“

Im Rathaus stößt der Antrag auf positive Resonanz. „Die Intention des Antragstellers wird begrüßt“, sagt Stadtsprecher Harald Schlimgen. „Der Grundgedanke wird bereits seit Jahren berücksichtigt.“ So werden nach Angaben der Verwaltung Jura-Studenten, bei denen es noch das Staatsexamen gibt, durch den Fachbereich Recht betreut. Es gibt dort allerdings keine Abschlussarbeiten, die vorgegeben werden oder als gemeinsames Projekt mit der Kommune erarbeitet werden könnten. Die Jura-Studenten müssen im Rahmen des Studiums ein Pflichtpraktikum in einer Verwaltungsbehörde ableisten. „Die werden mit der Erstellung von Gutachten betraut, die aber in der Regel noch nachgearbeitet werden müssen, da es unterschiedliche Ausbildungsstände gibt“, erklärt Bürgermeister Erik Lierenfeld. Die Stadt hat in der Kölner FH einen Kooperationspartner. „Dort gibt es jährliche Projektarbeiten. Wir melden dort rechtzeitig Themen. Dozenten und Studenten prüfen dann, ob sie sich damit befassen“, erklärt Schlimgen.

Die interne Mitarbeiterbefragung vor einigen Jahren wurde von Studenten erledigt. 2013/14 beauftragte das Ausländeramt Studenten damit, die Integrationskurse für Flüchtlinge zu untersuchen, mit dem Ergebnis, dass diese vielfältige, positive Wirkungen entfalten. Klar ist aber auch, betont Schlimgen, dass es Grenzen gibt: „Spezielle Gutachtenaufträge werden im Regelfall an Rechtsanwälte erteilt, wenn es sich um komplexere oder öffentlich brisante Themen handelt.“ So ist es auch im Planungsbereich erforderlich, dass Gutachten gerichtsfest sind.