Tierschutzbericht: Mehr Tierversuche
Berlin (dpa) - Die Zahl der Tierversuche in Deutschland ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Gleichzeitig werden immer weniger Legehennen im Käfig gehalten.
Das sind einige Ergebnisse aus dem jüngsten Tierschutzbericht des Bundeslandwirtschaftsministeriums, den das Kabinett am Mittwoch billigte. Die Bundesregierung stellt sich darin ein gutes Zeugnis aus. Tierschützer und die Opposition sprechen dagegen von Versagen - vor allem wegen der Tierversuche.
Während es 2005 noch rund 2,4 Millionen Versuchstiere in deutschen Labors gab, waren es 2009 schon knapp 2,8 Millionen. Dieser Zuwachs von mehr als 15 Prozent wird in dem Bericht unter anderem mit dem Ausbau des Forschungsstandorts Deutschland erklärt.
„Ganz ohne Tierversuche geht es nicht“, sagte Agrarstaatssekretär Peter Bleser (CDU) der „Rhein-Zeitung“ (Mittwoch). Im Bericht heißt es dazu: „Ohne die vermehrte Erforschung und Verwendung von Alternativ- und Ersatzmethoden zum Tierversuch wäre die Anzahl der verwendeten Versuchstiere vermutlich deutlich stärker gestiegen.“
Christine Esch von der Tierrechtsorganisation PETA bemängelte, Deutschland habe die Entwicklung zu „tierfreien Methoden“ verschlafen. Die Förderprogramme für Alternativen zum Tierversuch müssten deshalb deutlich aufgestockt werden. Auch der SPD-Forschungspolitiker René Röspel sieht Nachholbedarf. Als High-Tech-Land müsse Deutschland bei der Suche nach Alternativmethoden eine Vorreiterrolle einnehmen.
Nach Einschätzung des Ministeriums hat Deutschland beim Tierschutz „europaweit Maßstäbe gesetzt“. Verwiesen wird dabei etwa auf das Einfuhrverbot für Robbenprodukte und das Ende der konventionellen Legebatterien. Weil seit 2010 nur noch geräumigere Käfige für sogenannte Kleingruppen erlaubt sind, ist der Anteil der Käfighaltung in den größeren deutschen Betrieben binnen zwei Jahren von 62 auf 18 Prozent gesunken. Gleichzeitig stieg der Anteil der Bodenhaltung von 22 Prozent im Jahr 2008 auf 63 Prozent im Jahr 2010.
Der Tierschutzbund fordert indes ein komplettes Verbot von Hühnerkäfigen. Der geplante Bestandsschutz für sogenannte Kleingruppen-Käfige bis zum Jahr 2035 sei inakzeptabel. Auch Undine Kurth von den Grünen kritisierte, dadurch werde Tierquälerei für ein weiteres Vierteljahrhundert legitimiert.
Der Tierschutzbeauftragte der SPD-Fraktion, Heinz Paula, bezeichnete die beiden Jahre seit dem Regierungswechsel als verlorene Jahre für den Tierschutz. „Immer setzen sich in der schwarz-gelben Koalition letztendlich die tierschutzfeindlichen Positionen durch.“