Träger wollen 30 Prozent mehr BFD-Stellen
Berlin (dpa) - Entgegen aller anfänglichen Kritik ist das Interesse am Bundesfreiwilligendienst (BFD) so groß, dass die Träger Bedarf für 30 Prozent zusätzlicher Stellen haben.
Fünf der sechs größten Trägerorganisationen wollen sieben Monate nach der Einführung insgesamt weitere 10 500 BFD-Stellen vom Bund gefördert bekommen. Das ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. „Wir könnten fast doppelt so viele Stellen besetzen, wenn die vom Ministerium gefördert würden“, sagte der Sprecher des Deutschen Roten Kreuz, Dieter Schütz. „Eine Aufstockung der Kontingente wäre nicht schlecht - auch, um das Engagement der jungen Leute zu belohnen.“
Die Evangelischen Freiwilligendienste, mit knapp 4000 Stellen der größte Träger nach dem Bund selbst, sieht einen „deutlichen Mehrbedarf“. Geschäftsführer Martin Schulze peilt 3500 zusätzliche Stellen an. „Man darf die Engagementbereitschaft von Menschen jeglichen Alters nicht abwürgen“, sagte er. Auch Kira Bisping, BFD-Tutorin beim Internationalen Bund, sagte: „Wir könnten zusätzliche Plätze für den BFD gut gebrauchen.“
Im Bundeshaushalt stehen dem Bundesfamilienministerium 250 Millionen Euro für 35 000 Stellen zu Verfügung - rund 29 500 davon sind bereits an Freiwillige vergeben. Das Ministerium hat nun die verbliebenen Kontingente aufgeteilt. „Das war klassische Mangelverwaltung“, sagte Schulze. „Alle Zentralstellen haben einen deutlichen Mehrbedarf.“ Er könne aber nachvollziehen, wie man zu dem Verteilerschlüssel gekommen sei. Das Haus von Ministerin Kristina Schröder (CDU) erwartet voraussichtlich 60 000 Bewerber in diesem Jahr.
Die zuständige Stelle für den BFD, das Bundesamt für zivilgesellschaftliche Aufgaben (Bafza) in Köln, sieht für mehr Plätze momentan keine Chance. „Für uns ist das keine Frage des Wollens, sondern des Könnens“, sagte Bafza-Chef Jens Kreuter. „Wir haben schon viel, viel mehr Geld zur Verfügung gestellt, als das die einzelnen Zentralstellen für möglich gehalten hätten.“ Ob es noch mehr Mittel für BFD-Plätze gebe, sei eine Entscheidung des Bundestags - der müsse zusätzliche Finanzen im Haushalt genehmigen.
Aus diesem Grund nannte die Sprecherin der Caritas, Claudia Beck, keine konkrete Zahl. Mit Blick auf die Haushaltslage sei das unrealistisch. An der Umfrage beteiligt haben sich zudem die Arbeiterwohlfahrt (AWO) und der Paritätische Wohlfahrtsverband. Dessen Leiterin für den Bereich „Soziale Arbeit“, Marion von zur Gathen, teilte mit, dass „angesichts des überwältigenden Interesses an FSJ und BFD (...)auf jeden Fall über einen Ausbau von FSJ und BFD nachgedacht werden“ sollte.