Erdogan-Besuch Eklat zum Auftakt: Türkei soll „Terrorliste“ übergeben haben

Berlin · Die türkische Regierung hat bereits vor dem Besuch von Präsident Recep Tayyip Erdogan in Deutschland Medienberichten zufolge eine Auslieferung des Journalisten Can Dündar gefordert. Dazu sei eine Terrorliste übergeben worden.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (r) und Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, während der militärischen Ehrenzeremonie im Garten des Schlosses Bellevue.

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Die türkische Regierung hat bereits vor dem Besuch von Präsident Recep Tayyip Erdogan in Deutschland Medienberichten zufolge eine Auslieferung des Journalisten Can Dündar gefordert.

Dazu sei eine «Terrorliste» mit 69 Namen übergeben worden, berichtete die regierungsnahe Zeitung «Yeni Asir» am Freitag. Nach Informationen von NDR, WDR und «Süddeutscher Zeitung» ging am Montag dieser Woche eine entsprechende Verbalnote zu Dündar beim Auswärtigen Amt ein. Darin bittet die türkische Botschaft um Festnahme und Auslieferung von Dündar wegen Spionage, Verrat von Staatsgeheimnissen und Propaganda, berichteten die deutschen Medien weiter.

Erdogan soll außerdem gedroht haben, eine Pressekonferenz mit Merkel abzusagen. Der Grund soll die geplante Teilnahme des Journalisten Can Dündar sein.

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Der 57-Jährige Dündar war wegen eines Artikels zu Waffenlieferungen des türkischen Geheimdiensts nach Syrien zu fünf Jahren und zehn Monaten Freiheitsstrafe verurteilt worden und lebt deswegen seit mehr als zwei Jahren in Deutschland im Exil. Er wäre auch zu dem Staatsbankett bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gegangen, sei aber nicht eingeladen worden. Dündar hatte aber angekündigt, er wolle Erdogan mit Fragen zu inhaftierten Kollegen in der Türkei konfrontieren.

Der frühere Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung «Cumhuriyet» wollte dazu einer Pressekonferenz von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Erdogan teilnehmen, wie er der Deutschen Presse-Agentur sagte. Die Türkei fordere «dringend» die Auslieferung der 69 Personen auf der Liste, berichtete die türkische Zeitung. Die Liste enthalte auch genaue Adressdaten der Betroffenen und Fotos, die die Gesuchten beim Betreten und Verlassen ihrer Häuser zeigten.

Auf der Liste, die «Yeni Asir» nach eigenen Angaben vorlag, stünden demnach auch ein bekannter Akademiker und mutmaßliche Putschisten, wie Adil Öksüz. Schon im Juni hatte die Türkei von Deutschland Informationen über den Aufenthaltsort von Öksüz erbeten. Dieser soll ein enger Vertrauter des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen sein, den die türkische Führung für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich macht.

(dpa/red)