Studie Umwelt liegt nicht nur bei der Jugend ganz vorne
Berlin · Eine Studie zeigt wachsende Sorgen über den Zustand der Umwelt. Die Bereitschaft sich zu ändern, bleibt gering.
Hätten die Parteien schon vor der Europawahl die neue „Umweltbewusstseinsstudie“ gekannt, sie wären wohl kaum so überrascht gewesen, dass Klimaschutz das entscheidende Thema war. Die alle zwei Jahre durchgeführte Befragung unter 4000 Deutschen zeigt diesmal große Veränderungen.
Wer ist verantwortlich für die Studie?
Das Umweltbundesamt führt die Studie seit 1996 durch. Diesmal nahmen 4000 repräsentativ ausgewählte Bürger online teil, und zwar im Spätsommer 2018. Das war noch vor der „Fridays-for-Future“-Bewegung, aber nach der großen Dürre und Nachrichten über das Insektensterben.
Was hat sich am meisten verändert?
Der Stellenwert des Umwelt- und Klimaschutzes. 64 Prozent halten ihn für wichtig; unter den 14-19jährigen sogar 78 Prozent. Das ist Platz drei nach Bildung und Gerechtigkeit. 2016 lag das Thema noch auf Platz sechs, damals waren Terrorismus und Flüchtlinge die Hauptsorgen. Der Zustand der Umwelt in Deutschland wird viel schlechter beurteilt als früher. Nur noch 60 Prozent halten ihn für sehr gut oder recht gut, das ist Minusrekord und ein Rückgang um elf Prozentpunkt. Zweiter Minusrekord: Noch nie fanden so wenige Bürger, dass von den Verantwortlichen genug für die Umwelt getan wird. Nur 19 Prozent sagten das von der Bundesregierung, nur acht Prozent von der Industrie.
Was konkret fordern die Menschen?
Sie unterstützen mit überwältigender Mehrheit die Energiewende, vor allem wenn es um Effizienzsteigerungen (95 Prozent) und den Ausbau der erneuerbaren Energien (92 Prozent) geht. 88 Prozent finden es auch in Ordnung, wenn dafür Industriezweige umstrukturiert werden, etwa der Kohlebergbau. An der Agrarwirtschaft beklagen 91 Prozent den Artenrückgang und 89 Prozent den Einsatz von Glyphosat. Und in der Verkehrspolitik stimmen 91 Prozent der Forderung zu, Busse und Bahnen auszubauen.
Sind die Antworten glaubhaft?
Ja, aber es gibt eine Kehrseite. Wenn nämlich das eigene Verhalten ins Spiel kommt, sieht es anders aus. So räumen 70 Prozent ein, dass sie regelmäßig mit dem Auto fahren. Nur 28 Prozent verzichten aktuell wenigstens zeitweise auf Fleisch. Von denen, die das nicht tun, können sich nur 26 Prozent vorstellen, ihr Verhalten künftig zu verändern.