Interview Warum die Linke Feiertage nachholen will

Die Linke will Feiertage nachholen, die auf ein Wochenende fallen. Der Abgeordnete Ralph Lenkert fordert ein Entgegenkommen der Arbeitgeber.

Sein Vorschlag zu Feiertagen gefällt nicht jedem: Ralph Lenkert (Die Linke)spricht bei einer Debatte im Bundestag.

Foto: Gregor Fischer

Berlin. Richtig oder absurd? Die Linke will Feiertage nachholen, die auf ein Wochenende fallen. Das hätten sich die Arbeitnehmer verdient, sagt Ralph Lenkert (51), Abgeordneter der Linkspartei, im Gespräch mit unserer Redaktion. Lenkert ist Initiator eines entsprechenden Antrags an den Bundestag, der demnächst beraten werden soll.

Herr Lenkert, wollen Sie die Arbeitnehmer besonders glücklich machen?

Ralph Lenkert: Ja, das kann man so sagen. Aber auch die Tourismusbranche, die Freizeiteinrichtungen, Gaststätten und Restaurants. Ich möchte aber auch jemanden unglücklich machen: Die Pharmaindustrie, die weniger Psychopharmaka loswird, weil sich die Menschen besser von ihrem Stress regenerieren können.

Deswegen wollen Sie Feiertage nachholen, die auf ein Wochenende fallen?

Lenkert: Feiertage nachholen wollen wir, um den Stress für die Beschäftigten zu reduzieren. Die Arbeitsbelastung hat immens zugenommen; die, die Arbeit haben, haben sehr viel Arbeit. Und ich gebe zu bedenken: Wir haben in Deutschland sehr wenige Streiktage und eine hohe Zuverlässigkeit der Beschäftigten. Das ist ein riesiger Standortvorteil. Da wäre ein kleines Entgegenkommen bei den Feiertagen kein Problem.

Die Arbeitgeber halten davon freilich nichts.

Lenkert: Dann sollten sich die Arbeitgeber einmal fragen, in welchen Bundesländern es die höchste Produktivität gibt: in Bayern und Baden-Württemberg. Das sind wiederum die Länder mit den meisten Feiertagen in Deutschland. Hohe Produktivität entsteht durch gute Motivation. Und Sie wissen vielleicht selbst, wie man sich fühlt, wenn der Feiertag auf einen Sonntag gefallen ist und man deshalb am nächsten Tag frustriert ist.

So oft kommt das aber nicht vor.

Lenkert: In den letzten zehn Jahren fiel 18 Mal ein Feiertag auf ein Wochenende. Diesen Tag am darauffolgenden Montag nachzuholen, sollte machbar sein.

Aber gerade weil es nicht so häufig vorkommt, werden viele sagen, was für eine dämliche Idee.

Lenkert: Ich finde die Briten nicht so dämlich, auch die Spanier nicht. In 85 Ländern der Welt gibt es Kompensationsregeln für Feiertage. Nur bei uns nicht.

Sie rechnen aber nicht ernsthaft mit einer Mehrheit im Bundestag für ihren Antrag?

Lenkert: Ich gehe in der Tat nicht davon aus, dass wir im ersten Anlauf mit dem Antrag durchkommen. Aber es gibt viele Themen und Vorhaben, bei denen wir uns letztlich dann doch durchgesetzt haben. Wir haben zum Beispiel schon 1996 die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns gefordert. Inzwischen gibt es ihn. Ich hoffe, dass es bei den Feiertagen nicht wieder 18 Jahre dauern wird.