Berlin Wie die Versorgung gesichert wird

Berlin · Es gibt ausreichend Lebensmittel, doch bei der Verteilung hapert es. Die Regierung steuert dagegen.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) stellt klar, dass die Lebensmittelversorgung auch während der Corona-Krise sichergestellt ist.

Foto: dpa/Thomas Frey

Und der Gewinner der Corona-Krise ist… das Toilettenpapier. Oder besser, seine Hersteller. Im März wurden 700 Prozent mehr als im Februar verkauft, so der Einzelhandelsverband. Auch wenn wegen der Corona-Krise nach wie vor nicht in jedem Regal zu jederzeit alles wieder vorrätig ist, die Bundesregierung beruhigt: Bei hierzulande erzeugten Grundnahrungsmitteln werde es keinen Engpass geben, so am Donnerstag Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) in Berlin. So stellt sich die Lage derzeit dar:

Versorgung

In Deutschland werden laut Klöckner nach wie vor Nahrungsmittel in ausreichender Menge produziert, die dann von der Ernährungswirtschaft verarbeitet und in den Läden angeboten werden. Es gab zuletzt klare Trends bei den Einkäufen: Nach Angaben Klöckners verzeichnete das Statistische Bundesamt etwa ein Absatzplus bei Reis um 208 Prozent, bei Teigwaren um 117 und bei Mehl um 105 Prozent. Die Nachfrage nach Nudeln, Mehl und passierten Tomaten lasse inzwischen wieder nach. „Es gibt keinen Grund, Lebensmittel zu horten“, betonte die Ministerin. Vieles davon wandere dann doch vom Schrank in die Tonne.

Probleme

Schwierigkeiten gibt es offenkundig bei der Logistik und dem Personal. Die personelle Situation in der gesamten Lebensmittelkette sei sehr angespannt, erklärte Klöckner. Besonders betroffen sind demnach Schlacht- und Zerlegebetriebe sowie die Molkereien, die im größeren Umfang auf Berufspendler aus Tschechien und Polen angewiesen sind. Solche Störungen seien unbedingt zu verhindern, forderte die Ministerin.

Saisonarbeitskräfte

Auch hier besteht ein großes Problem. Die landwirtschaftlichen Betriebe seien vom Einreisestopp für Saisonarbeitskräfte „hart“ getroffen worden, so Klöckner. Das Verbot war am Mittwoch von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) verhängt worden. Der Bedarf an ausländischen Arbeitern beläuft sich im März auf rund 30 000 Arbeitskräfte und steigt dann bis Mai auf 80 000 an. Sie fehlen bei der Spargelernte, aber auch bei Aussaat und Pflanzungen. Das wird der Verbraucher am Ende spüren. Es werden Produkte fehlen, manche dürften teurer werden.

Lösungen

Die Bundesregierung will nun inländische Arbeitskräfte mobilisieren. Wer in der Landwirtschaft mit anpackt, dem werden die Einkünfte nicht auf das Kurzarbeitergeld angerechnet. Hinzuverdienstgrenzen sollen zum Teil aufgehoben sowie Arbeitszeitvorgaben und auch die Regelungen zur Arbeitnehmerüberlassung flexibilisiert werden. Die Saisonarbeiter, die bereits da sind, dürfen nicht nur 70, sondern jetzt 115 Tage bleiben. Auch Studenten sollen auf dem Feld helfen – die anrechnungsfreie Grenze bei Hinzuverdiensten soll dafür angehoben werden. Insgesamt werden den Landwirten wegen der Corona-Krise schätzungsweise wohl bis zu 300 000 Arbeitskräfte fehlen. Vermittelt werden Jobs nun auf der neuen Plattform www.daslandhilft.de.

Logistik

In Deutschland soll ein „Gütertransportpakt“ die stabile Versorgung mit Waren sicherstellen. Den kündigte am Donnerstag Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) an. Er betonte in diesem Zusammenhang, dass die Regierung bereits für mehr Flexibilität gesorgt habe: Sonn- und Feiertags-Fahrverbote für Lkw wurden gelockert, auch Lenk- und Ruhezeiten. Systemrelevante Logistikzentren könnten zudem 24 Stunden am Tag betrieben werden. Scheuer betonte: Lkw-Fahrer gehörten zu den „Helden des Alltages“, sie hätten gerade jetzt einen „ultraharten Job“. Für sie müssten daher an den Raststätten und Logistikzentren die entsprechenden hygienischen Einrichtungen auf Vordermann gebracht werden. Er werde es nicht akzeptieren, wenn „Brummifahrer an einigen Logistikzentren schlecht behandelt werden“, warnte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer.