Wirtschaftsweiser warnt vor steigender Altersarmut

Berlin (dpa) - Der Chef der Wirtschaftsweisen, Wolfgang Franz, warnt vor wachsender Armut im Alter. „Die veränderten Erwerbsbiografien werden dazu führen, dass sich das Armutsrisiko im Alter künftig dramatisch verschärft“, sagte der Vorsitzende des Sachverständigenrats der „Welt am Sonntag“.

Zudem gebe es immer mehr Selbstständige, die nicht in die Rentenkasse einzahlten und sich nur unzureichend privat absicherten. Franz fordert deshalb, sie zur Vorlage eines Rentenversicherungsschutzes zu verpflichten.

Eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt dem Blatt zufolge, dass das Armutsrisiko unter Senioren in den vergangenen zehn Jahren nicht höher war als in anderen Altersgruppen. Dies sei aber nur deshalb der Fall, weil über 64-Jährige häufiger als noch vor zehn Jahren als Paar zusammenwohnten und so selbst bei schmalen Renten die Wohn- und Lebenskosten besser aufteilen könnten.

Während Anfang der 90er-Jahre nur etwas mehr als jeder zweite Ältere in einem Paarhaushalt lebte, ist dieser Anteil dem Bericht zufolge inzwischen auf fast zwei Drittel angestiegen. „Das dämpft das Armutsrisiko“, sagte einer der Autoren der Studie, der DIW-Forscher Markus Grabka, der Zeitung. Ein Armutsrisiko besteht den Forschern zufolge, wenn ein Haushalt weniger als 60 Prozent des sogenannten Medianeinkommens der Gesamtbevölkerung zur Verfügung hat; ein Single galt demnach 2009 als arm, wenn er weniger als 935 Euro im Monat zur Verfügung hatte.

Längerfristig wird die finanzielle Entlastung durch das Zusammenwohnen allerdings durch weiter sinkende Renten aufgehoben. Der DIW-Studie zufolge erhielten Neurentner 2009 in Westdeutschland 150 Euro weniger und in Ostdeutschland 220 Euro weniger Altersbezüge als die Bestandsrentner. Zehn Jahre zuvor habe der Unterschied nur die Hälfte betragen. Ein westdeutscher, männlicher Erstrentner kommt dem Bericht zufolge schon heute im Durchschnitt nur noch auf eine Rente von 820 Euro.