Glaubensfest Zehntausende zum Kirchentag in Berlin erwartet

Berlin (dpa) - 500 Jahre Reformation, ein Ex-US-Präsident als Stargast und eine Herausforderung für die Sicherheitskräfte: Am Mittwoch beginnt in Berlin der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag.

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Zu dem fünftägigen Glaubensfest unter dem Motto „Du siehst mich“ erwarten die Veranstalter 140 000 Dauerteilnehmer sowie zusätzlich mehrere 10 000 Tagesbesucher.

2500 Veranstaltungen stehen auf dem Programm, darunter Gottesdienste, Bibelarbeiten, Diskussionsrunden mit Politikern, Vorträge, Konzerte und Ausstellungen. Zum Abschluss fahren am Sonntag viele Gläubige in das 100 Kilometer entfernte Wittenberg, um einen gigantischen Gottesdienst zu feiern.

Eröffnet wird das Treffen zum Reformationsjubiläum am Mittwochabend gleich mit drei Gottesdiensten vor dem Reichstag, dem Brandenburger Tor und auf dem Gendarmenmarkt. Anschließend steigt ein Straßenfest.

Am Donnerstag (11.00 Uhr) gibt es auf der Straße des 17. Juni vor dem Brandenburger Tor eine besondere „Fanmeile“: Der frühere US-Präsident Barack Obama diskutiert mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) über das Thema „Engagiert Demokratie gestalten“. Bis zu 80 000 Zuschauer können die Debatte, die live im Fernsehen übertragen wird, vor Ort mitverfolgen. Direkt im Anschluss fliegt Merkel nach Brüssel, um beim Nato-Gipfel Obamas Nachfolger Donald Trump zu treffen.

Nach den jüngsten islamistischen Terroranschlägen, darunter am 19. Dezember an der Gedächtniskirche in Berlin, sind die Sicherheitsvorkehrungen beim Kirchentag schärfer als sonst. Bei den großen Veranstaltungen wie dem Auftritt Obamas gibt es erstmals in größerem Stil Taschenkontrollen. Zudem fährt die Polizei mobile Barrieren auf, um Anschläge mit Fahrzeugen auszuschließen. Nach dem Anschlag auf ein Konzert in Manchester am Montagabend gebe es aber „keine Anzeichen für eine besondere Terrorgefahr“, so ein Sprecher.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) setzt darauf, dass der Kirchentag gerade junge Menschen neu für den christlichen Glauben gewinnt. Vor allem beim Festwochenende in Wittenberg mit Zehntausenden Jugendlichen könne eine „Generation 2017“ heranwachsen, sagte der Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm der Deutschen Presse-Agentur. „Jugendliche, die ihr ganzes Leben lang an dieses Jahr zurückdenken, sich erinnern und sagen: Wir sind damals dabei gewesen. Und wir haben damals Impulse für unser ganzes Leben erhalten.“

Die Einbindung Wittenbergs in den Kirchentag war der Kirche deshalb wichtig, weil Martin Luther (1483-1546) hier der Überlieferung nach am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel veröffentlichte. Er gab so den Anstoß für die Reformation, die in eine Spaltung der Kirche mündete.