Zu früh für Schwarz-Grün
Eine Zusammenarbeit von Union und Grünen wäre unter vielen Gesichtspunkten wünschenswert: Es würde eine demokratiefeindliche 80-Prozent-Mehrheit im Bundestag vermieden, die im Fall einer großen Koalition herrschen würde.
Auch würde ein solches Bündnis in beiden Parteien Blockaden lockern. Die Union würde in der Familien-, Flüchtlings- und Integrationspolitik sowie beim Umweltschutz endlich moderner werden, die Grünen realistischer was die Belastungen von Bürgern und Wirtschaft mit Steuern und Bürokratie angeht. Allein: Das Projekt kommt zu früh und zu unvorbereitet.
Die Grünen sind zu Teilen zwar auch bürgerlich geworden, aber eben nicht nur. All die Ökos, Fundis, Pazifisten, Multikultis, Antiautoritären und Spontis, die es da auch noch gibt, sie würden vor den Kopf gestoßen. Es würde die Partei zerreißen, ihre Identität gefährden.
Ähnlich ist es bei CDU und CSU, deren Milieus sich zwar zum Teil mit denen der Grünen überschneiden, aber im rechtskonservativen und wirtschaftsliberalen Bereich eben überhaupt nicht.
Angela Merkels größte Sorge bei einer schwarz-grünen Koalition wird nicht das Verhandeln und Abfassen eines gemeinsamen Regierungsprogramms sein. Sondern die Frage, wie lange es das Papier wert ist, auf dem es gedruckt wurde.