Bundespräsidentschaft Zur Gauck-Nachfolge wollen CDU und CSU (vorerst) schweigen

Die Union hat keine Eile bei der Gauck-Nachfolge - das hat Gründe

Gaucks Eröffnung hat die Nachfolgediskussion eröffnet. CDU und CSU wollen sich Zeit bei der Suche lassen.

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Berlin. Gerda Hasselfeldt hatte am Dienstag ein wenig Pech. Ausgerechnet einen Tag nach der Entscheidung von Joachim Gauck, nicht erneut für das Amt des Bundespräsidenten zu kandidieren, empfing die CSU-Landesgruppenchefin Journalisten - wie üblich in Sitzungswochen des Bundestages. Also musste sich Hasselfeldt bohrende Fragen gefallen lassen, ob sie vielleicht als Gauck-Nachfolgerin zur Verfügung stehe. Ob unfreiwillig oder nicht - wie viele andere sitzt auch sie auf dem Kandidatenkarussell.

Hasselfeldt versuchte am Dienstag jedoch, auf die Bremse zu treten. Eigene Ambitionen stünden "überhaupt nicht zur Debatte", sie werde sich nicht an Spekulationen beteiligen. Und auf die Frage, was denn ihr Mann, der frühere CSU-Politiker Wolfgang Zeitlmann, zu den Gerüchten sage, erklärte Hasselfeldt: "Ich weiß gar nicht, was ich da mit ihm diskutieren soll. Alles zu seiner Zeit."

Genau das ist jetzt die Linie der Union. Ruhe bewahren, sich nicht (be)drängen lassen. Von vielen bei CDU und CSU war zu hören, dass man es nicht eilig haben müsse mit der Suche nach einem geeigneten Präsidentschaftskandidaten. "Nichts zu sagen, ist jetzt der richtigere Weg", betonte der Parlamentsgeschäftsführer der Fraktion, Michael Grosse-Brömer (CDU).

In der Tat, sieht man mal von der medialen Neugierde ab, ist der Druck nicht sonderlich groß, der derzeit auf der Unionsführung lastet. Im September stehen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin noch Landtagswahlen an, deren Ausgang Einfluss auf die Zusammensetzung der Bundesversammlung haben wird. Zwar werden sich danach die Mehrheitsverhältnisse nicht entscheidend verändern, aber die Kanzlerin will die Wahlen noch möglichst entspannt abwarten. Außerdem wird der nächste Bundespräsident ja erst im Februar 2017 gewählt.

Das ist aber nur die eine Seite der Medaille, warum man sich auf Unionsseite eisernes Schweigen auferlegt hat. Auf der anderen Seite weiß jeder: Wer jetzt zu früh zuckt und schon Interesse signalisiert, ist raus aus dem Rennen. Deswegen reden diejenigen am wenigsten öffentlich über die Gauck-Nachfolge, die sich womöglich am meisten Hoffnung machen.

Außerdem spielen viele Faktoren eine Rolle, über die die Parteivorderen von CDU und CSU beraten müssen: Mann oder Frau, Parteibuch oder nicht, das Alter eines potentiellen Kandidaten, sein bisheriger Wedergang, sein Charisma, nicht zuletzt die Frage, ob man koalitionspolitische Signale mit der Auswahl einer Person senden oder auf Konfrontation zu anderen Parteien gehen will. Und immer wieder soll die "Würde des Amtes" gewahrt bleiben. Gauck müsse deshalb jetzt auch seine Amtszeit "in Ruhe zu Ende bringen können", so Unionspolitiker. Wie lange diese Ruhe freilich anhalten soll, wollte am Dienstag keiner beantworten.

Gut möglich ist, dass die Unionsspitze das Thema auf ihrer Klausur am 24. und 25. Juni hinter verschlossenen Türen beraten wird. Wegen der Flüchtlingskrise war es zum Zerwürfnis zwischen Kanzlerin Merkel und CSU-Chef Horst Seehofer gekommen. Inzwischen stehen die Zeichen auf Versöhnung, der Friedensgipfel der Schwesterparteien in Potsdam soll dies untermauern. Ob die gemeinsame Kandidatensuche dabei allerdings hilfreich sein wird, lässt sich noch nicht beantworten.